© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    41/01 05. Oktober 2001

 
Leserbriefe

Zu: „Tragödie des Westens“ von Dieter Stein, JF 39/01

Nicht mit Gewalt beizukommen

Dieter Stein hat in seinem Leitartikel völlig recht: Wir Deutschen sind nicht souveräner als das Fürstentum Liechtenstein. Vielleicht sollte man die Bundesrepublik von vornherein nicht als politisches Gebilde, sondern als eine Art mentale Dauerlichterkette betrachten: Mal sind „alle Menschen Ausländer - fast überall“ (zufälligerweise meistens dann, wenn alle paar Jahre regelmäßig zum ritualisierten „Kampf gegen Rechts“ geblasen wird), dann wieder sind, je nach Bedarf „alle Deutschen Amerikaner“. Schröder und Fischer versichern den USA „uneingeschränkte Solidarität“, nur was das so genau bedeutet, wollen sie ihrem Volk nicht verraten, und das, obwohl wir vor einem Konflikt stehen, in dem schlimmstenfalls auch der Einsatz von biologischen oder chemischen Waffen gegen Zivilisten droht. Im Gebirge Afghanistans wird der Westen auf einen Feind treffen, der noch an Gott glaubt; dem wird auch mit Tarnkappenbombern und Flugzeugträgern nicht beizukommen sein. 

Arne Schimmer, Karben

 

Historischer Kontext

Nach einem Bericht der Göttinger Kommisssion in der FAZ zu Beginn der sechziger Jahre haben Deutsche in Sommer 1939 in Polen nicht provoziert. Vor dem Einmarsch der deutschen Armee wurden aber schon 3.500 Deutsche ermordet (nach dem Einmarsch nochmals ca. 50.000). Wie würde heute wohl ein anderer Staat - z.B. Israel oder Amerika reagieren, wenn seinen Landsleuten ähnliches wiederfahren würde? 1939 erklärten England und Frankreich Deutschland den Krieg. Wer würde wohl heute Israel oder Amerika einen Krieg erklären in einer ähnlichen Situation, in der sich damals Deutschland befand?

Konrad Pfaffenritter, Schwabach

 

 

Zu: „Neue Aufgabe“ von Klaus Kunze, JF 39/01

Katastrophale Gewichtung

Da bereiteten islamistische Terroristen -von den hiesigen Staatsschutzbehörden weitgehend unbehelligt - von deutschem Boden aus einen weltumspannenden Angriffskrieg vor, und die Versager vom nordrhein-westfälischen „Verfassungsschutz“ haben - ausweislich der Schwerpunkte in den veröffentlichten Jahresberichten- anscheinend nichts dringenderes zu tun gehabt, als Zeitungen zu lesen, die - im Prinzip - an jedem Kiosk erhältlich sind.

Was mögen Angehörige der US-amerikanischen Terror-Opfer empfinden, wenn man sie aufklärte, daß die Düsseldorfer Beamten - anstatt gemeingefährliche „Schläfer“ und potentielle Massenmörder zu identifizieren- es vorzogen, das Grundrecht auf Freiheit der Presse durch subtile Angriffe nachhaltig auszuhöhlen, gestützt auf sinnentstellende Verkürzungen oder glatte Fälschungen, also mit den Mitteln der Demagogie und Denunziation ?

Axel Rathjen, Karlsruhe

 

 

Zum Pro&Contra: „Beteiligung Deutschlands am Vergeltungsschlag?“, JF 39/01

Nur Watschen einhandeln

Die deutschen Vergeltungsschlagwütigen spielen sich ungefragt auf wie Klein-Fritzchen, der mit seinem Spielzeuggewehr seinem Vater beistehen will, der von einem halbstarken Rüpel angerempelt wird. Der kleine Junge kann sich dabei nur eine Watschen einhandeln, von beiden. Die NATO soll ein Verteidigungspakt sein und kein Vergeltungspakt.

Wie verträgt sich das wochenlange Zurschaustellen einer Trauer um die unschuldigen Terroropfer mit dem Hochtreiben der Vergeltungsspirale mit Rachemaßnahmen, durch die wieder neue Opfer leiden müssen? Mißt man hier nicht mit zweierlei Maß? Terroristen sollen zur Rechenschaft gezogen werden, nicht die unschuldige Bevölkerung. Was ist das für eine Moral, die das gleiche einmal verdammt und ein anderes Mal gutheißt? Gerechtigkeit ist gefragt und nicht neues Unrecht.

Hans Heine, Neuenkirchen

 

 

Zu: „Masochistische Würdelosigkeit“ von Detlef Kühn, JF 39/01

Nicht zu billigende Handlungen

Die in dem Artikel dargestellten Geschehnisse um „unsere Kirchenbücher“ haben mich zutiefst empört. Als heimatvertriebene Katholikin aus Ostpreußen fühle ich mich durch die konspirativ anmutenden Handlungsweisen meiner Kirche - vertreten durch den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Lehmann - hintergangen und verraten. Wo bleibt hier die in diesen Tagen vom Kardinal angemahnte „gerechte Welt“? Ohne die unmittelbar Betroffenen oder deren Vertreter anzuhören, werden hier genealogische Kleinodien - zugleich ein Stück gerettete Heimat - in „masochistischer Würdelodigkeit“ an Polen verschenkt. Diese und andere in der jüngsten Vergangenheit liegende, nicht zu billigende Handlungsweisen der katholischen Kirche, bringen „das Faß zum Überlaufen“ und sind Anlaß für mich, aus der katholischen Kirche auszutreten.

Regine Trau, Mainz

 

 

Zur Ausgabe 39/01 allgemein

Purer Antiamerikanismus

Da schäumt wieder mal purer Antiamerikanismus hoch. Zunächst gehört es sich nicht, in Anbetracht der Opfertoten unmittelbar nach der Katastrophe anderen als den Tätern Schuld zuzuweisen. Aber wenn doch, dann nicht mit linksideologischem Ressentiment. Mag sein, daß es im Weltgetriebe ungerecht zugeht. Und sicher gibt es neben Reichen viele Arme. Es entspricht jedoch nicht zivilisierter Denkungsart, mit Neid und Mißgunst Terror zu erklären oder gar zu rechtfertigen. Weshalb soll eigentlich der Westen für das planetare Elend verantwortlich sein? Erstmal muß jedes Land bei sich selbst eruieren. Und zur Linderung der Not sind in vorderster Linie die eigenen Glaubensbrüder gefordert, die über ausreichende Verteilungsmasse verfügen. Terror speist sich im übrigen nicht aus Armut, sondern aus Ideologie, was die RAF in Deutschland beweist. Da gibt es keinen Unterschied zu anderen Terroristen.

Manfred D. Kempa, Unterhaching

 

Interessante Lektüre

Ich bin eine Schülerin in den USA, und mußte für ein Projekt in meiner Klasse eine deutsche Zeitung im Internet suchen. Ich finde es interessant, die Gefühle über die Terroristenattacken aus verschiedenen Ländern zu hören. Die Webseite der JUNGEN FREIHEIT enthält viele Informationen. 

Mackenzie Barrow, Per e-mail

 

Hervorragende Berichte

Seit über zehn Jahren lesen wir die JF - die letzte Ausgabe 39/01 haben wir mit ganz besonderem Interesse gelesen! Dieter Steins Leitartikel auf der ersten Seite, das Interview mit Scholl-Latour, aber auch die vielen anderen Hintergrundberichte zum selben Thema waren alle hervorragend. Vielen Dank und weiter so!

Hajo Lange, Königsbronn

 

 

Zu: „Der Krieg wird weitergehen“, Interview mit Dr. Franz Uhle-Wettler, JF 38/01

Vor vollendete Tatsachen gestellt

Nach den Anschlägen in New York und Washington fällt u.a. auf, wie schnell die vorauseilende Zustimmung der deutschen Regierung gegenüber den US-Kriegsplänen abgegeben wurde. Jeden Tag verkündet unser Außenminister die uneingeschränkte Solidarität mit den USA, sowohl finanziell wie auch militärisch, und dabei weiß man ja noch gar nicht, was die Amerikaner vorhaben: ein Blankoscheck für alles, was kommt. Der Ex-US-Sicherheitsberater Brzezinski hat ja mal verlauten lassen, daß die Deutschen ein Vasallenstaat der USA sein. Man sieht, daß er recht hat. Wären wir ein gleichberechtigter Partner, so müßte und würde man jeden Schritt mit uns absprechen und abstimmen. Die USA denken jedoch nicht daran, dies zu tun. Die Deutschen werden vor vollendete Tatsachen gestellt werden.

Es fällt zudem auf, wie unbekümmert sich die USA gegenüber geltenden Rechtsnormen verhalten. Im europäischen Rechtsdenken gibt es nur eine individuelle Schuld. Dem Täter muß seine Schuld nachgewiesen werden, und erst dann gilt er als Schuldiger und kann bestraft werden, wobei er Anspruch auf Gehör und Verteidigung vor einem unabhängigen Gericht hat. Für die USA gelten diese Grundsätze anscheinend nicht. Daß man dann auch noch für die Taten Einzelner ein ganzes Volk, wie jetzt die Afghanen, bestrafen, mit Feuer und Schwert heimsuchen will, das sind Maximen, die sich im Alten testament finden lassen, nicht aber in einer zivilisierten rechtsordnung. Es fällt überhaupt auf, daß man in den USA vor dem Einsatz von Massenvernichtungswaffen stets zuvor die Bibel in die Hand nimmt: „God bless America“.

Sebastian Junghenner, Karlsruhe

 

 

Zu: „Der Kampf um die Begriffe hat begonnen“ von Michael Wiesberg, JF 38/01

Denkwürdige Verlagerung

Der Artikel von Michael Wiesberg war wunderbar! Dem Zitat „Jeder soll für alle verantwortlich sein“ (Hans Magnus Enzensberger) möchte ich hinzufügen, daß diesem größenwahnsinnigen Ausspruch an sich und anderen die mit „offener Ehe“, „Toleranz gegen Andersdenkende“ und „antiautoritärer Erziehung“ euphemistisch verbrämte Wirklichkeit gegenübersteht, daß im persönlichen Bereich niemand mehr für irgendwas verantwortlich sein soll. Hier ist jeder für sich selbst verantwortlich (die verprügelte Frau ist in den Augen der meisten selber schuld), und die Therapieindustrie heilt alle Wunden. 

Susanne Meilinger, Freiburg

 

 

Zu: „Kohlendioxid ist kein Luftschadstoff“, Interview mit Dr. Wolfgang Thüne,  JF 38/01

Gleichgewicht gestört

Dr.Thüne schient mir entweder von den ökonomischen und polititschen Kräften des Umweltzerstörers und Energieverschwenders Nummer eins auf unserem Planeten, den Vereinigten Staaten, oder von der Opec gesponsert zu werden. Seine Aussagen sind jedenfalls gespickt von populistischer Pseudowissenschaft, Halbwahrheiten und Widersprüchlichkeiten.

Er behauptet selber, Kohlendioxid-Schwankungen seien stets die Folge von Klimaschwankungen gewesen und nicht deren Ursache, und unterstellt den seriösen Wissenschaftlern implizit, sie würden Kohlendioxid als alleinige mögliche Ursache von Klimaveränderungen darstellen. Das ist aber nicht der Fall. Im nächsten Satz aber weist er schon darauf hin, daß es offensichtlich in den letzten 8.000 Jahren zwar Klimaveränderungen, aber ein recht konstantes Kohlendioxid-Niveau gegeben hat. Wenn seine Theorie stimmen würde, dann hätte es aber gerade Änderungen des Kohlendioxid-Gehalts der Atmosphäre aufgrund der klimatischen Änderungen geben müssen! Tatsache ist, daß sich der Kohlendioxidgehalt auf das Klima auswirkt, daß es aber natürlich auch andere Faktoren gibt, die Klimaveränderungen hervorrufen können.

Seine biologische Argumentation ist völlig absurd. Für Menschen und Tiere ist Sauerstoff zum Überleben unverzichtbar. Kohlendioxid „produzieren“ wir selbst mit jedem Atemzug. Durch die menschliche Überbevölkerung, Fabriken, Autos, Kohlekraftwerke und Massentierhaltung werden Unmengen an Kohlendioxid produziert, während die Pflanzen, die durch Photosynthese dieses wieder in den für uns lebensnotwenigen Sauerstoff umwandeln könnten, durch die Abholzung der Wälder und die Betonierung der Grünflächen vernichtet werden. Das natürliche Gleichgewicht ist gestört, und der Kohlendioxid-Gehalt der Atmosphäre steigt bedrohlich an.

Was so eine Pro-Bush-Propaganda mit einer konservativen Einstellung zu tun haben soll, das bleibt mir ein Rätsel.

Bernhard Schäfke, per e-mail

 

Nicht so wichtig nehmen

Endlich wagt es ein anerkannter Fachmann, den Schwindel um das Thema „Treibhauseffekt“ offen anzusprechen und als „raffinierte wissenschaftliche Lüge“ zu entlarven. Mein Glückwunsch dazu! Wetterwirksame und auch geologische Kräfte sind von einer Größenordnung, die sich der Mensch gar nicht vorstellen kann und sind mit den vom Menschen verursachten Vorgängen nicht vergleichbar: Allein ein über dem Gebiet Deutschlands (ca. 400.000 Quadratkilometer) in wenigen Stunden stattfindender Temperatursturz um 20 Grad Celsius hoch oder runter, wie er oft im Jahr vorkommt, erfordert ein Energiemenge, wie ihn ca. 100 Kraftwerksblöcke mit je 1.200 Megawatt Leistung nur erzeugen könnten, wenn sie ununterbrochen ein volles Jahr auf Vollast laufen würden. Die bei Erdbeben oder Vulkanausbrüchen „verbratene“ Energie ist noch viel größer.

Im Laufe der Erdgeschichte hat sich das globale Klima - auch ohne menschliches Zutun - oft genug gewaltig verändert (z.B. durch Lageveränderungen der Erdachse, Änderung der Erdatmosphäre, Eiszeiten usw.) und so wird es wohl auch bleiben.

Hans Grönevald, Hann. Münden

 

 

Zu: „Pluralismus weggetreten!“ von Kurt Wolff, JF 35/01, und „Von Fall zu Fall“ von Moritz Schwarz, JF 37/01

Erneuter Disziplinierungsversuch

Der Fall Kubitschek ist mit großer wahrscheinlichkeit einer der vielen Vorläufer, welche eine Lawine der ideologischen und geistigen „Säuberungen“ bei der Bundeswehr einleiten sollen und werden. Hierbei wird die in einer Armee notwendige und erforderliche disziplinarrechtliche Unterordnung und Abhängigkeit des Soldaten mißbraucht, um mit einfachen Mitteln ein Ziel zu erreichen, welches in der Zivilgesellschaft so nicht durchsetzbar wäre, da die Zwangsmittel hierzu noch fehlen. Dieses Ziel ist die geistige Gleichschaltung im Rahmen einer linksdogmatischen Ideologie.

Nur zu gut ist der Versuch erkennbar, ein drittes Mal in der Geschichte eine Armee ideologisch zu schulen und zu disziplinieren. Deutlich stellt sich die Intention dar: der Soldat als Vorreiter in der gedankenlosen Aufnahme, Annahme und Verbreitung weltanschaulicher und politischer Korrektheit.

Es ist die Frage aufzuwerfen, ob Generäle, welche sich als willfährige Handlanger einem schon hysterische Züge aufweisenden System zur Verfügung stellen, selbst von ihrem Handeln überzeugt sind oder sich aus Angst vor beruflichen, sozialen und finanziellen Nachteilen gegen ihr Gewissen instrumentalisieren ließen.

Jens Kliemann, Dresden

 

 

Zur Auswirkung der Terroranschläge in den Vereinigten Staaten auf die Berichterstattung der Medien

Zum richtigen Zeitpunkt

Die Terror-Anschläge in Amerika bedeuten nun eine ganz andere Medien-Gewichtung aller Themen. Daher ist es auch traurig, daß man über den angeblichen Wahlbetrug in Weißrußland schon gar nichts mehr hört. Auch über die ungeklärten Flüge von Rudolf Scharping gibt es kaum mehr neue Nachrichten. Dem weißrussischen Diktator Lukaschenko und dem Verteidigungsminister Scharping kamen die Nachrichten aus Amerika wohl gerade zum richtigen Zeitpunkt. Sie ließen ihre Taten schnell vergessen.

Eric Weber, Hof

 

 

Zum Begriff des Terrorismus

Verzweiflung der Vernunft

In den Jahren 73-71 vor Christi erhoben sich römische Sklaven. Das zunächst kleine Häuflein wuchs unter seinem Anführer Spartacus auf etwa 70.000 Mann und bereitete dem Staat schwere Niederlagen. Schließlich wendete sich das Kriegsglück, ein Großteil der Empörer fiel im Kampf, die Gefangenen wurden alle gekreuzigt.

Sechzehn Jahrhunderte später: Der Bauernkrieg geht mit harten, teils unmenschlichen Strafgerichten der Obrigkeit zu Ende. In Kitzingen werden 57 Männer die Augen ausgestochen, weil sie einst gerufen hatten, sie wollten keine Markgrafen mehr sehen.

Die Reihe ließe sich fortsetzen; manchmal nannte man Aufstände ihrer Dimension wegen „Revolution“ oder gar „Krieg“, vereinzelt erhielten sie den Titel „Widerstandsbewegung“. Die NS-Regierung hätte mit Sicherheit die Männer des 20. Juli 1944 als „Terroristen“ bezeichnet, wäre der Begriff damals gebräuchlich gewesen. So sprach Hitler nur von einer „Clique ehrvergessener Offiziere“.

Es scheint, daß Terroristen jene Unruhestifter sind, die von der jeweiligen staatstragenden Schicht als solche gebrandmarkt werden, unabhängig von einer nachgeschichtlichen differenzierten Betrachtungsweise. Der spanische Philosoph Ortega y Gasset meinte dazu: „Was ist Gewalt anders als Vernunft, die verzweifelt?“

Heinz Hege, Herbolzheim


 
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