© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    42/01 12. Oktober 2001

 
Meldungen

Roma-Parlament fordert Eigeninitiative

PRESSBURG. Der Vorsitzende des Roma-Parlaments, Ladislav Fizik, hat die Zigeuner in der Slowakei aufgefordert, ihre Lebensweise zu ändern. „Die Roma müssen selbst an der Verbesserung ihrer Lebensbedingungen teilnehmen. Es hat sich gezeigt, daß alle Projekte, die von außen kommen und nicht mit der Partizipation der Roma rechnen, scheiterten“, erklärte Fizik. Fizik unterstrich die Notwendigkeit des Unterrichts von Roma-Kindern in ihrer Muttersprache. Er forderte, Skinheads als terroristische Organisation zu betrachten: „Die Slowakei will am Kampf gegen den Welt-Terrorismus teilnehmen, ist aber nicht fähig, sich mit den einheimischen Skinheads auseinandersetzen. Skinheads sind auch Terroristen“, so Fizik. Nach Schätzungen leben in der Slowakei etwa 400.000 Zigeuner. Wegen hoher Arbeitslosigkeit sind Sozialhilfe und Kindergeld oft die einzigen offiziellen Einnahmequellen der Roma. Zur Zeit gibt es 18 Roma-Parteien. Das Roma-Parlament will ihre Aktivitäten koordinieren.

 

Klage gegen Castro in Belgien eingereicht

BRÜSSEL/HAVANNA. Die seit 1993 bestehende „Zuständigkeit“ der belgischen Gerichte bei der Ahndung von Menschenrechtsverletzungen hat jetzt Exilkubaner veranlaßt, eine Klage gegen Fidel Castro in Belgien einzureichen. Sie werfen dem kubanischen Staatschef Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor. Anlaß für die Klage ist der Abschuß von zwei unbewaffneten Kleinflugzeugen durch die kubanische Luftwaffe am 24. Februar 1996. Vier Personen fanden dabei den Tod. Ein drittes Flugzeug, in dem sich der Exilkubaner José Basulto befand, der der Organisation „Hermanos al Rescate“ angehört, kehrte nach Florida zurück. Im Juni hatte erstmals ein Brüsseler Schwurgericht vier Personen wegen Beteiligung am Genozid in Rwanda zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Eine Welle des Protestes hatte die Klage gegen den israelischen Premier Ariel Sharon wegen einer Beteiligung am Massaker in den Beiruter Flüchtlingslagern Chatila und Sabra provoziert.

 

Re-Islamisierung von Bangladesch droht

DHAKA. Nach der Wahlniederlage der moderaten Awami-Partei von Premierministerin Sheik Hasina und dem haushohen Sieg der Konservativen und Fundamentalisten bei den Parlamentswahlen letzte Woche in Bangladesch haben liberale Intellektuelle vor einer Islamisierung des völlig verarmten Landes gewarnt. Die Nationalpartei BNP der bisherigen Oppositionschefin Khaleda Zia errang bei den Wahlen 185 Mandate, die mit ihr verbündete islamisch-fundamentalistische Jammat-i-Islami 16 Mandate. Die 201 der insgesamt 300 Abgeordneten könnten, da sie die Zwei-Drittel-Mehrheit im Parlament bilden, künftig die Verfassung ändern. „Zia wird unter wachsenden Druck kommen, einen islamischen Staat aufzubauen“, warnte etwa die liberale Tageszeitung Sangbad. Zia war bereits von 1991 bis 1996 Regierungschefin. Das seit 1971 unabhängige ehemalige Ost-Pakistan hat über 125 Millionen Einwohner, ist aber kaum größer als Griechenland. Das Bevölkerungswachstum liegt bei jährlich drei Prozent.

 

Anerkennung der Berber-Sprache

ALGIER. Sechs Monate nach den Unruhen in der Region Kabylei hat Premierminister Benflis den Berbern die Anerkennung ihrer Sprache sowie eine Entschädigung für die Opfer von Polizeiübergriffen zugesagt. Diejenigen, die für die Brutalität verantwortlich seien, würden strafrechtlich verfolgt. Darüber hinaus will Benflis ein Treffen zwischen Präsident Bouteflika und Führern der Berber arrangieren. Die Berber fordern zusätzlich den Abzug der Gendarmerie aus ihrem Gebiet. Benflis versprach, die Sicherheitslage zu überprüfen.


 
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