© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    42/01 12. Oktober 2001

 
Frisch gepreßt

Krieg im Mittelalter. Unter gleichnamigem Titel wurde ein Sammelband vom Regensburger Mediävisten Hans-Henning Kortüm herausgegeben, in dem sich zwölf internationale Geisteswissenschaftler wiederfinden. Die Befürchtung des Herausgebers, daß der Sammelband nur eine Buchbindesynthese einer im Sommer 1999 stattgefundenen Ringvorlesung in Regensburg darstellt, ist durchaus berechtigt. So bilden die verschiedenen (Rand)-Themengebiete der Referenten ein äußerst hetorogenes Bild. Um die Besonderheit des mittelalterlichen Krieges, wie er als christlich-abendländisches Phänomen beispielsweise von dem an Carl Schmitt geschulten Mediävisten Otto Brunner beschrieben wurde, kreisen die interdisziplinären Aufsätze über Stadtübergabe und Gefangenschaft oder die interkulturellen Exkurse in die islamische Welt um des Pudels Kern. Einzig in der Einführung berührt Kortüm einige Besonderheiten wie das Fehdewesen, die Heerfolge oder den christlichen „Heiligen Krieg“ (Akademie-Verlag, Berlin 2001, 309 Seiten, 126,74 Mark).

Ostindien. Giles Miltons Werk, welches jetzt in deutscher Übersetzung erschienen ist, schildert den Wettlauf der europäischen Nationen um die Gewürzinseln im heutigen Indonesien. Der englische Independent-Journalist beschreibt in dem historischen Roman anschaulich die Beschwernisse der Seefahrt vor 400 Jahren und die ersten Anfänge des europäischen Kolonialismus in Asien. Die wissenschaftliche Aussagekraft bewegt sich allerdings auf dem Niveau der Horatio-Hornblower-Romane und wird zudem noch durch eine allzu pro-britische Darstellung vermindert (Muskatnuß und Musketen. Europas Wettlauf nach Ostindien. Paul Zsolnay Verlag, Wien 2001, 448 Seiten, geb., 49,80 Mark).

Preußen. Rechtzeitig zu den Mittelpunktfeierlichkeiten zum Preußenjahr haben der ehemalige Botschafter in London und ZDF-Intendant Karl-Günther von Hase und sein damaliger Chefredakteur beim ZDF Reinhard Appel einen „Prachtband“ herausgegeben. So konnten die beiden Schlesier viele namhafte Autoren für ihr Werk gewinnen, angefangen vom Bundespräsidenten Johannes Rau über Otto von Habsburg, Christian Graf zu Krockow bis zum Ex-Kanzler Helmut Schmidt. Weniger die prominenten Wortbeiträge als vielmehr die großzügige Bebilderung zeichnen dieses Buch aus, das darüber hinaus mit 49,95 Mark sehr günstig ist (Preußen 1701-2001. ECO-Verlag, Köln 2001, geb., 320 Seiten).

Russischer Bürgerkrieg. Da die letzte Flohmarkt-Bücherkiste scheinbar vom 1930er-Werk Edwin Dwingers leergekauft worden ist, wurde nun der Erfolgsroman über den russischen Bürgerkrieg vom Leopold Stocker Verlag neu aufgelegt. Beide Parteien des heute fast vergessenen Krieges werden vom deutsch-russischen Autor authentisch geschildert (Zwischen Weiß und Rot. Graz 2001, 407 Seiten, 39,90 Mark).


 
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