© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    42/01 12. Oktober 2001

 
Frisch gepreßt

Parasiten. Biologie ist spannender als Politik - wenn sie so luzide dargestellt wird wie von dem mehrfach ausgezeichneten Wissenschaftsjournalisten Carl Zimmer. In seinem Buch über Parasiten zeigt er uns die Negativseite einer unendlichen Schöpfung. Tief verborgen in Darmwänden oder Kapillargefäßen leben und fressen und vermehren sich Kreaturen, die es eigentlich nicht zu geben brauchte. So fühlen wir, wenn wir diese farblosen Larven,Würmer und Egel, von denen noch das kleinste Tier massenhaft befallen ist, bei Tageslicht zu sehen bekommen. Das Wohlgefallen am Reiher, am Frosch oder an der Wespe verschwindet, sobald das Innere dieser Tiere mit wimmelnden „Mitessern“ (griech. parasitos) gefüllt ist. So abstoßend sie wirken, Parasiten sind gleichberechtigter Teil des natürlichen Gleichgewichts und darin durchaus unentbehrlich. Von unserer Warte aus sind sie Plagegeister, die Schwächen und Krankheiten übertragen. Das hat den Parasiten zu einer gefährlichen politischen Metapher gemacht (Parasitus Rex. In der bizarren Welt der gefährlichsten Geschöpfe der Natur. Umschau/Braus-Verlag, Frankfurt/Main 2001, 272 Seiten, 39 Mark).

Abbé Franz Stock. Die jahrhundertealte „Erbfeindschaft“ zwischen Deutschland und Frankreich erreichte eine besondere Kulmination während der deutschen Besatzungszeit im letzten Krieg. In dieser Zeit wurde der deutsche Pfarrer Franz Stock durch seinen Einsatz für französische Bürger, besonders Opfer der Gestapo, zum Pionier der späteren Versöhnung zwischen diesen „Verkörperungen zweier verschiedener Arten des Menschseins, nicht der einzigen Arten, aber der beiden Pole“, wie Friedrich Sieburg die Deutschen und Franzosen charakterisierte. Das Buch porträtiert diesen Geistlichen aus Westfalen nicht im klassischen biographischen Sinne, sondern es enthält Kapitel aus Stocks Leben, die jeweils mit Hintergrundinformationen die Geschichte und den „Nationalcharakter“ der beiden Nationen beschreiben. Dabei geht der Autor auch auf die Entwicklung der deutsch-französischen Aussöhnung nach seinem Tod 1948 ein, die sich auf die gestaltende Kraft des Abbé von Chartres beruft (Hanns Cornelissen: Abbé Franz Stock. Dreiklang einer Freundschaft. Deutscher Spurbuchverlag, Baunach 2001, 223 Seiten, Abbildung., 38 Mark).


 
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