© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    42/01 12. Oktober 2001


Leserbriefe

Zu Dieter Stein: „Das Tor ist aufgestoßen“, JF 40/01

Alles wird beim Alten bleiben

Die Hoffnungen, die die JF in die Schill-Partei setzt, werden sich nicht erfüllen. Die Schill-Partei hat für die herrschende (und für die oppositionelle) Clique die Funktion des Überdruckventils. Ungelittene Stimmungen der Hamburger wurden gezielt in eine Partei gelenkt, die, bei etwaiger Regierungsbeteiligung, von den Lizenzparteien neutralisiert wird.

Vielleicht ist das aber gar nicht nötig. Schill und Co sind für Multikulti und pflegen das Feindbild gegenüber den Rechtsparteien, die allein Veränderungen herbeizuführen vermögen. Deshalb und nur deshalb haben sich die Lizenzmedien mit den üblichen Diffamierungen relativ zurückgehalten. Hinter den verbliebenen Kulissen der Bestürzung und der Drohgebärden der „Anständigen“ freut man sich, daß ein weiteres Mal alles beim alten bleibt.

Wir sollten eigentlich längst die Spielregeln durchschauen, nach denen die Marionetten der USA die Abwicklung Deutschlands ungestört fortsetzen können.

Hans Kießling, Düsseldorf

 

 

Zu „Schlag gegen Rot-Grün“ von Christian Vollradt, JF 40/01

Fragwürdige Demokratie

Kaum hat die Hamburger Schill-Partei Erfolg, wird sie prompt wieder in die rechtsradikale Ecke gestellt und und damit gebrandmarkt. Eine Demokratie - also ein Regierungssystem, in dem der Wille des Volkes ausschlaggebend ist - zeichnet sich vor allem durch Toleranz aus. Während dies in den übrigen Mitgliedsstaaten der EU eine Selbstverständlichkeit ist und dort Parteien von rechts bis links ein Zuhause haben dürfen, ignorieren die deutsche Regierung wie auch die „politisch korrekten“ Medien erhebliche Teile des Volkes. Eigentlich müßte schon längst das europäische Parlament eingegriffen und und die Bundesregierung zu rechtsstaatlichem Handeln ermahnt haben, denn die freie Meinungsäußerung ist hierzulande nicht mehr gewährleistet.

Wer nämlich mit Parolen wie „Kampf gegen Rechts“ gegen das originäre Bedürfnis eines Volkes nach nationaler Identität in suggestiver Weise hetzt und jedwedes Heimatgefühl auszurotten versucht, ist kein Demokrat.

Dr. Gottfried Briemle, Aulendorf

 

Sehr gutes Pendant

Der frühere Generalbundesanwalt Alexander von Stahl würde als Justizsenator in Hamburg ein sehr gutes Pendant zu dem Amtsrichter Schill als Innensenator ergeben. Immerhin ist Herr von Stahl einer jener Vertreter der FDP, die klar erkannt haben, daß die Freiheit des Individuums heutzutage nicht durch den Staat bedroht wird, sondern wie in Hamburg durch eine Drogenszene, die viele Kinderspielplätze unbrauchbar machte, weil durch die herumliegenden aidsverseuchten Spritzen die Kinder dort nicht mehr spielen konnten. Die Freiheit ist zudem durch die islamisch-fundamentalistischen Terroristen berdroht, deren Attentate die Reisefreiheit der Bürger einschränken, da viele sich momentan in kein Flugzeug mehr trauen.

Treffend wurde die Situation bereits 1994 von dem FDP-Bundestagsabgeordneten Jörg van Essen im Sammelband „Zündstoff Kriminalität“ beschrieben: „Der freiheitliche Rechtsstaat wird nicht durch eine effektive Polizeiarbeit gefährdet, sondern insbesondere durch die Zunahme der organisierten Kriminalität, die den Bürger in seiner Freiheit durch massive Gefahren für Leib und Leben, für die Freiheit der Willensentscheidung und auch für Besitz und Eigentum gefährdet“.

Peter Schuster, Notzingen

 

Nichts als ein Flügel der CDU

Schill wurde aus folgenden Gründen gewählt: Erstens sind die Bundesbürger allgemein mit den Regierungsparteien unzufrieden, haben seither aber noch kein geeignetes Ventil gefunden, diese Einstellung zu artikulieren. Zweitens ist und war Schill ein Teil der Jurisdiktion der Bundesrepublik Deutschland und machte mit seinen unzeitgemäßen Urteilen Schlagzeilen, ist also bekannt für die Ernsthaftigkeit seiner Absichten. Drittens hat er sich immer deutlich und nachhaltig von allem distanziert, was „rechts“ ist. Ferner sagte er von Beginn an, er wolle mit der CDU koalieren. Das genügt, um die gesamte politische Bühne durcheinanderzubringen und gleichzeitig zu zeigen, daß er und seine Partei nichts weiter als ein Flügel der CDU sind - dazu berufen, jene Wähler anzusprechen, für die die CDU nicht mehr von der SPD zu unterscheiden ist und die alles, was „rechts“ ist, mit Nazis gleichsetzen.

Frank Engeln, Ludwigsburg

 

 

Zu: „Ein Gegenschlag nützt den Extremisten“ von Michael Wiesberg, JF 40/01

Zweites Entsetzen

Wir erlebten das Inferno vom 11. September wie ein gigantische psychologische Mobilmachung der amrikanischen Nation und ihrer Bündnispartner, bei der wieder einmal der Zweck alle Mittel zu heiligen schien. Der Schrecken kam in immer besserer Bildauflösung in unsere Wohnstuben.

Jetzt erleben wir in beklemmender Weise eine zunehmende Indienstnahme der freien Presse durch die Politik. So verbietet z.B. das US-Außenministeriumdie Ausstrahlung vermeintlich destruktiver Informationen durch den Sender Voice of America. Es gibt viele andere Beispiele. Parallelen zum Golfkrieg drängen sich auf: Damals erlebten wir den gigantischen Militäreinsatz mit hunderttausend Toten an unseren Bildschirmen, zweckdienlich selektiert, wie ein Sportreportage. Mehr Information wäre nur hinderlich gewesen.

Dr. Horst Hoffmann, Kiel

 

 

Zu: „Tragödie des Westens“ von Dieter Stein, JF 39/01

Kulturzerstörendes System

Wer auch nur andeutet, daß die USA ernten, was sie einst gesät haben, der macht sich schuldig, der vergeht sich am „Konsens der Guten“. Die Herrschenden in den USA betrauern die Opfer unter dem Staatsvolk, das wieder einmal ausbaden muß, was ihnen die Demokraten in ihren chambres eingebrockt haben.

Wenn man sich in dem Zusammenhang die hungernden, ausgemergelten Kinder in den Flüchtlingslagern an den Grenzen zu Afghanistan ansieht, überfällt einen das Grauen. Und über diese armen Seelen soll nun der Bombenhagel der demokratischen Kapitalisten herunterregnen? Wer will es den Eltern dieser Kinder verübeln, daß sie die Initiatoren dieses Wahnsinns hassen? Nein- sie hassen nicht „die Amerikaner“, sie hassen dieses kalte, berechnende, alle Kulturen zerstörende System! 

Wolfgang Raker, per e-mail

 

Wie in Propagandazeitungen

Der Beitrag Steins hätte auch in den immer noch existierenden linken Propagandazeitungen Neues Deutschland und Junge Welt nicht bessser formuliert werden können. Mit einem primitiven Antiamerikanismus kann man nicht wegreden, daß es um unsere Freiheit und Sicherheit bereits seit 1945 ohne die Führungsrolle der USA schlecht bestellt gewesen wäre.

Einem fanatischen, skrupellosen Terroristen „kämpferische Qualitäten“ anzudichten - nach mehreren Quellen hat bin Laden nie an Kampfhandlungen teilgenommen - ist angesichts der zahllosen unschuldigen Opfer schon eine Verherrlichung der „Gotteskrieger“.

Manfred Severin, Berlin

 

24-Stunden-Gehirnwäsche

Prof. Johan Galtung wurde 1987 mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet, 1993 wurde ihm der Ghandi-Preis verliehen. Über die Kriegshetzer in den USA schreibt er in der Furche 39/01 u.a.: „Der öffentliche Druck ist so groß, daß man nicht ausschließen kann, daß US-Geheimdienste Beweismittel manipulieren, um den Feind zu personalisieren, zu identifizieren ... Aber welcher Politiker wird den Mut zum Widerspruch haben?“ Der US-Präsidentschaftskandidat Lyndon La Rouche kommt zu einem ähnlichen Schluß: „Die Vereinigten Staaten wurden von einem massenmörderischen Angriff verbrecherischer Kräfte überrascht, der von innerhalb des eigenen Landes kam. Da keine ausländische Macht die Fähigkeit hat, uns das anzutun, kommt als Urheber nur ein verbrecherisches abtrünniges Element innerhalb unseres Militär- und Sicherheitsestablishment in Frage.“ Er spricht von einer „24-Stunden-Gehirnwäsche“ durch CNN. „Die beispiellosen Terrorakte und die vielen tausend Opfer haben CNN und viele andere offenbar in den Geisteszustand des Mannes versetzt, der nach Hause kommt, feststellt, daß eingebrochen wurde, sein Gewehr herausholt und Nachbars Katze erschießt.“ (Neue Solidarität 39/2001)

Stefan Birnstingl, Hitzendor / Österreich

 

Zu: „Masochistische Würdelosigkeit“ von Detlef Kühn , JF 39/01

Schwerer Schlag für Vertriebene

Um möglichst jedes Aufsehen zu vermeiden, gewissermaßen bei Nacht und Nebel, hat der deutsche Kardinal Lehmann dem polnischen Kardinalprimas Glemp 3.661 deutsche Kirchenbücher, die 1945 gerettet werden konnten, jetzt übereignet. Ein Kirchenvertrag, sicher auf Wunsch des Papstes abgeschlossen, macht es in Deutschland möglich, daß man den Überlebenden des Völkermordes der Vertreibung auch noch diesen Schlag versetzen kann - eine schändliche Tat, die in der Geschichte ohne Beispiel ist und zeigt, daß auch in der katholischen Kirche rücksichtslos nach machtpolitischen nationalen Interessen entschieden wird.

Das Bild des Heiligen Vaters als über den Gruppeninteressen stehenden Anwalts der Verfolgten und Entrechteten ist befleckt worden. Wohin treibt auch diese große christliche Organisation, mit welchen weiteren Schlägen müssen wir angesichts der schon erlittenen Schläge noch rechnen?

Dietmar Neumann, Landesvorsitzender der Landsmannschaft Westpreußen, Hamburg

 

Verschlungene Pfade

Die an Polen abzugebenden deutschen Kirchenbücher sind außer für Historiker in erster Linie für die Nachkommen der hier lebenden heimatvertriebenen Deutschen von Bedeutung. Am hiesigen Standort sind/waren sie Interessenten problemlos zugänglich. Warum ändert man das? Kardinal Lehmanns völkerverständigende Geste der Herausgabe an polnische Kirchenarchive verweist künftige Antragsteller nun auf die mitunter verschlungenen Pfade polnischen Verwaltungshandelns.

Dazu zwei Beispiele aus eigenem Erleben: Beim Staatsarchiv Breslau ist nach einem Tag Wartezeit für umgerechnet rund 17 Mark die beglaubigte Kopie der deutschen Original-Geburtsurkunde eines verstorbenen Angehörigen erhältlich. Das Bemühen, deutschen Antragstellern zu helfen, ist spürbar.

Eher gegenteilig das Erlebnis beim Kirchenarchiv der Diözese Breslau. Eigentlich dort lagernde Kirchenbücher wären diesem Archiv nicht übergeben worden oder eventuell bei Kampfhandlungen außerhalb Breslaus verschollen. Im übrigen sei den Polen ihr Archivmaterial im früheren polnischen Lemberg auch nicht zugänglich. Vielleicht könnten andere Stellen weiterhelfen. So etwas nennt man Abwimmeln.

Ich hoffe, daß künftigen deutschen Nutzern polnischer Kirchenarchive ein derartiges Negativerlebnis erspart bleibt. Im übrigen: Auch nach Übergabe der Kirchenbücher an Polen finden die in Krakau lagernden deutschen Archivalien nicht ihren Weg zurück nach Deutschland. 

Hubert Smykalla, per e-mail

 

 

Zu: „Kohlendioxid ist kein Luftschadstoff“, Interview mit Wolfgang Thüne, JF 38/01

Unzulässige Verabsolutierung

Dr. Thünes Meinung ist ebenso absolutistisch wie jene der von ihm kritisierten Klimatologen. Es ist dies eine Einstellung, die alles, nur nicht wissenschaftlich ist. Denn ein echter Wissenschaftler sollte die Probleme weder weiß noch schwarz sehen, sondern immer noch Platz für noch unbekannte Größen einräumen. Wenn Dr. Thüne vom Wetter als „Prototyp eines chaotischen Systems“ spricht, so vergißt er, daß es sich keinesfalls um Chaos handelt, sondern um einem äußerst komplexen Zusammenwirken von zahlreichen höchst empfindlichen Gleichgewichten vieler physikalischen, chemischen und thermischen Faktoren.

Die Klimaentwicklung hängt also von feinsten Dosierungen interaktiver, hochsensibler Prozesse ab, die - wie z.B. in der Akustik - verstärkende Resonanzphänomene verursachen können. Daher die als vielfach chaotisch empfundene, aber schlußendlich nur noch unbekannte Gestaltung und Entwicklung des Klimas.

Mit großer Sicherheit spielt das Kohlendioxid dabei auch eine Rolle, wenn auch nicht alleine. Der täglich weltweite Ausstoß von Milliarden Tonnen Kohlendioxid bleibt nicht ohne gleichgewichtsstörenden Einfluß. Dies trotz Aufnahme und Auswertung durch die Pflanzenwelt, die allerdings quantitativ ständig reduziert wird bei steigender Belastung durch die rasante demographische Entwicklung.

Ernst Meyfarth , Lonay / Schweiz

 

 

Zu: „Eine Nation auf der Suche nach sich selbst“ von Andreas Mölzer, JF 38/01

Zerstörung durch Sowjets

Daß die JF der 800-Jahr-Feier der Stadt Riga und dem Wiederaufbau des Schwarzhäupterhauses gleich zwei ausführliche Artikel widmete, hat mich als als Deutschbaltin, die in Riga zur Schule ging, sehr gefreut.

Aber Herr Mölzer muß sich fragen lassen, woher er die falsche Behauptung bezogen hat, daß das Schwarzhäupterhaus im Zweiten Weltkrieg von deutscher Artillerie zerstört worden sei. Tatsächlich besetzte die deutsche Wehrmacht Riga im Juli 1941 anfangs nahezu kampflos, weil die sowjetischen Truppen die Stadt nicht verteidigten. Dann aber beschoß sowjetische Artillerie die Innenstadt, machte die Petrikirche zur Ruine, zerstörte das Schwarzhäupterhaus, das benachbarte Rathaus und eine Reihe anderer Gebäude in der Nähe.

Die Petrikirche stand viele Jahre als Ruine da, ist aber schon lange vor dem 21. August 1991 wieder aufgebaut worden. Die Letten wollen jetzt auch das alte Rathaus wieder aufbauen und den alten Rathausplatz wieder herstellen.

Brigitte Anderson, Monte Tresa / Schweiz

 

 

Zu: „Von Fall zu Fall“ von Moritz Schwarz, JF 37/01

Kind der Reeducation

Ein Kind der Reeducation ist er allemal, der Ex-Amtschef des Personalamtes der Bundeswehr. Sonst hätte er es nicht so weit gebracht. Kann er gerecht sein gegen jedermann, sogar gegen „Bürger in Uniform“, wo ihm doch die Beweispflicht erspart bleibt? Schlimmer noch: Kann er auch Schuldsprüche fällen ohne konkludente Beweisführung? Nicht doch. Aber er kann, scheinbar.

Hätte man dem Oberleutnant Kubitschek doch zuvor empfohlen, ein großes Transparent an der Paulskirche aufzustellen mit dem Inhalt „Deutschland verrecke!“ - nichts wäre ihm passiert. Schlimmstenfalls hätte ihn das Fernsehen zu zahllosen „Talkshows“ eingeladen. Aber für eine Zeitung gearbeitet zu haben, die so frei ist, daß sie im „freiesten Staat auf deutschem Boden“ an freien Journalismus glaubt - das geht doch wirklich zu weit! 

Hardo Obergefell, Duisburg

 

 

Zu: „Auf die Menge kommt es an“ von Alexander Barti, JF 37/01

Cannabis ist immer Rauschmittel

Man kann nur hoffen, daß die Einlassung von Alexander Barti, bei weichen Drogen komme es wie beim Alkohol immer auf die Menge an, nur ironisch gemeint ist. Auch wenn dem Alkoholmißbrauch sowohl in Deutschland als auch weltweit deutlich mehr Menschen zum Opfer fallen als dem Konsum von Rauschgift, ist eine Gleichsetzung bei­der Substanzen nicht zulässig. Warum? - Wer Rauschgift etwa in Form von Haschisch oder Mari­huana zu sich nimmt, zielt immer auf das damit verbundene Rauscherlebnis. Ansonsten würde der Konsum keinen Sinn machen. Anders verhält es sich bei Alkohol: Die meisten Men­schen, die Alkohol konsumieren, sind nicht auf einen Rausch aus. Man denke etwa an die vielen Men­schen, die am Abend ein Glas Bier oder Rotwein trinken. Für sie ist Alkohol ein bloßes Genußmittel. Daneben gibt es die deutlich kleinere Gruppe solcher Personen, die sich vorzugsweise mit hochprozentigen Spirituosen tatsächlich berauschen wol­len. Hier spricht man dann zu Recht von Alkoholmißbrauch.

Alkohol kann also Genußmittel oder Rauschmittel sein. Cannabis-Pro­dukte - ebenso wie Opiate, Kokaine und die große Zahl von synthetischen Dro­gen - sind dage­gen immer Rauschmittel. Man sollte deshalb auch nicht von Rauschgiftmißbrauch sprechen. Damit suggeriert man nämlich, daß es einen nicht-mißbräuchlichen Konsum von Rauschgift geben können. Doch genau das ist falsch.

Peter Müller, Berlin


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen