© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    43/01 19. Oktober 2001

 
Meldungen

Afghanistan verdrängt den Kaschmir-Konflikt

WIEN. Ausgerechnet die neutrale Alpenrepublik verfügt mit der Österreichischen Militär Zeitschrift über ein Organ, das auf hohem Niveau geopolitische und -strategische Analysen liefert, die in der BRD ohne Konkurrenz sind. Im jüngsten Heft (5/01), das kurz vor den Anschlägen in den USA erschien, widmet man sich dem „Great Game“ in Zentralasien. Dort schaffen islamischer Fundadamentalismus, Drogenhandel, Flüchtlingselend und konkurrierende Großmachtinteressen eine „explosive Gemengelage“. Das im Vergleich mit Afghanistan größere Pulverfaß stelle aber der Kaschmirkonflikt zwischen Indien und Pakistan dar. Beide Atommächte seien bereit, um diese mehrheitlich von Muslimen bevölkerte Region einen (vierten) Krieg zu führen. Allein sich zaghaft ausbildende Wirtschaftsbeziehungen und erste Anzeichen eines Dialogs böten die Chance, daß sich die „gefährlichen Spannungen“ nicht militärisch entladen.

 

Chinas Außenpolitik bleibt pragmatisch

BONN. Chinas Außenpolitik sehen die beiden Politikwissenschaftler Jörn-Carsten Gottwald und Sarah Kirchberger (Universität Trier) von einem „pragmatischen Realismus“ (Blätter für deutsche und internationale Politik“, 10/01) gekennzeichnet. Trotz heftiger politischer Gegensätze zu den USA, die in China eine akute Bedrohung ihrer geostrategischen Interessen in Ostasien sehen, und ungeachtet der von Putin wieder prolongierten Idee eines „strategischen Dreiecks“ Rußland-Indien-China, meinen beide, daß der Großmachtstatus des Millardenreichs auf tönernen Füßen stehe. Massive soziale, politische und sich ankündigende religiös-ethnische Spannungen zwängen Peking noch auf Jahrzehnte zu „kooperativem“ außenpolitischen Konfliktverhalten.

 

Soziales Chaos in den Republiken Mittelasiens

POTSDAM. Als geopolitische Gemeinschaftsarbeit von Politikwissenschaftlern aus Posen und Potsdam präsentiert sich die Zeitschrift welttrends . Die an „American University“ von Kirgisistan studiernde Botagoz Kassymbekova untersucht in deren jüngster Ausgabe (31/01) die Chancen einer „demokratischen“ Verwestlichung der einstigen muslimischen Sowjetrepubliken, die als „Frontstaaten“ gegen das Taliban-Regime ins Licht der Weltöffentlichkeit geraten sind. Eine sehr kleine Elite, herrsche dort in Form von „Präsidialdiktaturen“ über eine winzige Mittelklasse, die den schwachen Kern der „Zivilgesellschaft“ ausmache und gut 80 Prozent der Bevölkerung, die in trostloser Armut lebten. Aus dem faktischen „gesellschaftlich-rechtliche Chaos“ könne es nur dann einen Ausweg geben, wenn jüngsten westliche „Zivilisierungsversuche“ an die noch dominanten dezentralen Gemeindestrukuren des mittelasiatischen „Clan-, Stammes- und Kolchos“-Systems anknüpfen würden.

 

Gegen „Konzeption der offenen Gesellschaft“

PRESSBURG. Die Slowakische Nationalpartei (SNS) hat sich letzte Woche gespalten. Der vor zwei Jahren von der Parteispitze verdrängte Jan Slota ist auf dem Gründungskongreß der „Echten Nationalpartei“ von allen 414 Delegierten zum Vorsitzenden gewählt worden. Slota richtete Angriffe gegen Anna Malikova, die Chefin der ursprünglichen SNS, und warf ihr vor, die SNS zerstört zu haben. Seine neue Partei bekämpfe die „Konzeption der offenen Gesellschaft“, da diese das Hauptinstrument der Globalisierung sei und zum Ziel habe, die Grundsätze des christlichen Lebens und die Nationalstaaten zu zerstören. Auch die Nato diene diesem Vorhaben, weshalb er den Beitritt der Slowakei ablehne. Die momentan oppositionelle SNS erreichte bei den letzten Parlamentswahlen etwa zehn Prozent der Stimmen. Die EU sieht in der SNS ein Beitrittshindernis.


 
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