© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    45/01 02. November 2001

 
Mario Mettbach
Der Parteioffizier
von Christian Vollradt

Stirnrunzeln blieb nicht aus, als die Schill-Partei ihren stellvertretendenLandesvorsitzenden Mario Mettbach für ein umfangreiches Senatsressort nominierte. Manchem scheint gegen den Berufsoffizier der Bundeswehr zu sprechen, daß er schon zweimal politisch die Fahnen gewechselt hat.

Zunächst in der CDU beheimatet, gründete der 1952 geborene Mettbach mit anderen „Unionsrebellen“ 1993 die Statt-Partei. Nachdem diese infolge interner Streitereien politisch marginalisiert wurde, schied er auch dort aus und baute schließlich im vergangenen Jahr gemeinsam mit dem populären Richter Ronald Schill die Partei Rechtsstaatlicher Offensive auf. Doch diese Vergangenheit spricht nicht unbedingt gegen den eingeborenen Hanseaten, dessen nasaler Tonfall die Herkunft kaum verhehlt: wenn man ihm nämlich unterstellt, daß er seiner Heimatstadt eher durch Beharren auf seinen Prinzipien als auf parteipolitischen Präferenzen politisch die Treue hält. Dabei kann er sich sogar auf seinen Ethos als Offizier berufen. Denn ein Hauptmann operierte einst - bevor ihn die enge Doktrin der Neuzeit zum Empfänger von Befehlen höherer Stäbe stufte - als weitgehend unabhängiger Militärunternehmer, der selbständig für die Zusammensetzung und Versorgung seines Fähnleins sorgte.

Der Ruf des fähigen Organisators eilt dann auch dem gelernten Speditionskaufmann voraus. Für den bis dato in Parteibelangen unerfahrenen Schill bewerkstelligte Mettbach - profitierend von der Erfahrung als Abgeordneter der Wandsbeker Bezirksversammlung - den politischen Alltag und säuberte zunächst die junge Partei von den Leuten, die dem nun eingebrachten Wahlerfolg wegen ihrer kriminellen Vergangenheit oder mißliebiger Ansichten entgegengestanden hätten.

Neben einem größeren Koalitionspartner, der den Renegaten fühlen lassen könnte, daß er es „auf dem Fahrschein“ der Union nicht so weit gebracht hätte, trägt Mettbach noch eine weitere Hypothek in sein neues Amt: Er wird Nachfolger gleich zweier Behördenleiter, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Der Grüne Willfried Maier, Intellektueller mit 68er-Sozialisation, verfügte bisher über die Stadtentwicklung, Eugen Wagner (SPD) leitete ganze 18 Jahre lang als Präses die Baubehörde, wo der rote Filz sich ausbreitete. Der Bau neuer Straßen und öffentlicher Gebäude - vielleicht sogar von olympischen Sportstätten - fällt nun also in die Zuständigkeit des erklärten Rock’n-Roll-Fans Mettbach. Verantworten muß er aber auch die Pflege der „Visitenkarten“ Hamburgs. Deren Anspruch, neben wirtschaftlicher Prosperität ein Höchstmaß an Lebensqualität zu bieten, verkörpern einem alten Hamburger Reim zufolge die beiden Ströme der Stadt: „Der Elbe Schiffahrt macht uns reicher, die Alster lehrt gesellig sein. Durch jene füll’n sich uns’re Speicher, auf dieser schmeckt der fremde Wein.“ Na dann, zum Wohl!


 
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