© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    46/01 09. November 2001

 
Meldungen

EKD kritisiert Bomben auf Afghanistan

AMBERG. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Manfred Kock, bezweifelt den Erfolg des US-Bombardements auf Afghanistan und fordert einen Angriffstopp im islamischen Fastenmonat Ramadan. „Meine Zweifel, ob militärische Mittel für das Erreichen der angestrebten Ziele wirklich taugen, sind auf Grund der seit dem 7. Oktober andauernden Angriffe der USA und ihrer Verbündeten auf Afghanistan nicht geringer geworden - im Gegenteil“, sagte der rheinische Präses letzten Sonntag im oberpfälzischen Amberg zum Auftakt der EKD-Synode in seinem Ratsbericht. Kock verwies darin auf den zunehmenden Haß in islamischen Ländern auf Christen: „Schon jetzt ist die Lage mehr als bedrohlich.“ Als Beispiele nannte er Gewalttaten gegen Christen in Nigeria, Pakistan und Indonesien. Der bayerische Landesbischof Johannes Friedrich sagte in seiner Predigt, politische Vernunft sei notwendig, um die Menschen vor Krieg und Terror zu schützen. Nach dem Willen Gottes solle es weder Krieg noch Terror geben. Jesus habe unter seinem Gewand weder einen Sprengsatz noch eine Bombe getragen. Die EKD vertritt 27 Millionen evangelische Christen.

 

SPD-Widerstand gegen Bombenkrieg wächst

SAARBRÜCKEN. Ex-SPD-Chef Oskar Lafontaine hat eine neue Strategie und bis dahin eine Feuerpause in Afghanistan gefordert. Der 58jährige schrieb letzten Montag in Bild: „Die Kinder der unschuldigen Opfer sind die nächsten Selbstmordattentäter.“ Seine Nachrückerin im Bundestag, Gudrun Roos, ruft sogar zur Teilnahme an einer regelmäßigen Montagsdemo im saarländischen Neunkirchen gegen den Afghanistan-Krieg auf. Der Saarbrücker Zeitung sagte die SPD-Politikerin: „Es ist geradezu menschenverachtend, wenn Colin Powell ankündigt, die militärischen Aktionen wegen des bevorstehenden Winters zu verstärken.“ Trotz ihrer von der SPD-Führung abweichenden Meinung wurde die 56jährige Fremdsprachensekretärin einstimmig als Kandidatin für die Bundestagswahl 2002 nominiert.

 

Unschuldige Zivilisten und Helfer getroffen

EICHSTÄTT. Der katholische Militärbischof Walter Mixa hält nichts von einem Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan. Er habe „große Bedenken gegen einen Einsatz deutscher Soldaten in Afghanistan“, weil bei den US-Luftangriffen auf das Land „auch unschuldige Zivilbevölkerung und Hilfsorganisationen“ getroffen würden, schrieb der Diözesanbischof von Eichstätt in der Bild am Sonntag. „Es droht die Gefahr einer Spirale der Gewalt.“ Die deutschen Bischöfe hätten in ihrem Hirtenwort „Gerechter Friede“ militärische Einsätze nur als „letztes, äußerstes Mittel zum Schutz der Menschenrechte und des Friedens“ akzeptiert. Der 60jährige rief hingegen zu Gerechtigkeit unter den Völkern und einem Dialog zwischen Politik, Wirtschaft und Religionen auf.


 
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