© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    47/01 16. November 2001

 
Meldungen

Lateinamerika weiter Hinterhof der USA

BERLIN. Die von den profilierten Globalisierungsgegnern Elmar Altvater und Birgit Mahnkopf mitherausgegebene altlinke Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft (PROKLA 123/01) setzt die Serie ihrer aktuellen Herausforderungen politischer Ökonomie gewidmeten Hefte mit dem Thema „Marx, Keynes und der globalisierte Kapitalismus“ fort. Darin beschäftigt sich Christof Parnreiter intensiv mit jüngeren wirtschaftwissenschaftlichen Studien über die Globalisierungsfolgen in Lateinamerika. Der Neoliberalismus habe dort in den letzten zwanzig Jahren die Zerstörung nationalstaatlicher Entwicklungsweise und die „verstärkte Durchsetzung der Vorherrschaft der USA“ gebracht. Die Einkommensungleichheit habe in den volkreichsten Staaten Brasilien und Mexiko rasant zugenommen. Im Falle Brasiliens spreche der Wiener Ökonom Andreas Novy sogar von einer Kontinuität der Unordnung, von der „Slavenhaltergesellschaft zur Diktatur des Geldes“.

 

Eine ganze Generation sozial ausgegrenzt

NEUWIED. Im Ruhrgebiet, der größten Stadtregion Europas, werde die Bevölkerung der jungen Erwachsenen zwischen 20 und 40 am Ende dieses Jahrzehnts zur Hälfte aus „Einwanderern“ bestehen. Schon heute leben etwa in Essen nur noch in 16 Prozent der Haushalte Kinder unter 18 Jahren. Für Klaus Peter Strohmeier vom Bochumer Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung tickt hier eine soziale Zeitbombe. Denn im Ruhrgebiet treffen Zuwanderung, Armut, Gewaltkriminalität und der sich in politischem Desinteresse und lokaler Entsolidarisierung zeigende Schwund regionaler Identifikation zusammen (neue praxis, 3/01). In einer zunehmenden Zahl von „städtischen Problemquartieren“ (von denen es etwa hundert gäbe) erfahre eine neue Generation Arbeit, Arbeitslosigkeit und soziale Ausgrenzung als „Normalität“.

 

Eduard Mörike als politischer Dichter

STUTTGART. Zu den wenigen Erinnerungen an den schwäbischen Dichter Eduard Mörike (1804-1875), die man aus der Deutschstunde vielleicht noch bewahrt hat, gehören die Verse von „Der alte Turmhahn“, die als „sehnsuchtsvolle Verherrlichung eines idyllischen ‚ländlich-pfarrkirchlichen Lebens‘“ das Bild des weltabgewandten Poeten und ewig kränkelnden Pastors selbst geprägt haben. Fredy Meyer kann jetzt nicht nur plausibel nachweisen, daß dieses 1852 entstandene Gedicht die nach dem Scheitern der 1848er Revolution erzwungene politische Entmündigung des Bürgers und dessen Rückzug aus dem öffentlichen Leben karikiert (Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte, 3/01). In seiner bis ins heimatkundliche Detail gehenden Studie kann Meyer überhaupt das Bild vom unpolitischen schwäbischen Idylliker Mörike als literaturhistorische Legende entlarven.

 

Informationen zur Wehrmachtausstellung

MÜNCHEN. Mit der 24seitigen Broschüre „Reemtsma und die Würde der toten Soldaten. Bankrott einer Ausstellung und keine Folgen?“ legt Meinrad von Ow einen kritischen Rückblick auf die Fehler, Manipulationen, Fälschungen und Verleumdungen einzelner Soldaten der vergangenen Wanderschau vor. Auch Jan Philipp Reemtsma will ihre Exponate nicht mehr zeigen. An ihn richtet von Ow die Frage: „4 1/2 Jahre lang ein falsches Geschichtsbild, eine irregeleitete Öffentlichkeit, ihrer Würde beraubte Soldaten und düpierte Politiker. Wo bleibt das Eingeständnis und die Richtigstellung?“ Angefügt ist auch ein Pressespiegel. Zu beziehen ist die Broschüre über: Meinrad von Ow, Trautenwolfstraße 8, 80802 München, Fax: 089 / 39 71 98. Druck- und Versandkosten je 10 Mark.


 
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