© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    47/01 16. November 2001

 
Leserbriefe

Zu: „Schröders Eitelkeit“ von Jörg Fischer, JF 46/01

Vor den Karren der Amerikaner

50 Jahre lang galt in Deutschland das Motto: „Nie wieder Krieg!“. Heute steht Deutschland kurz vor dem zweiten Kriegsseinsatz. Wenn uns der Einsatz in Bosnien noch als „humanitäre Mission“ verkauft wurde, mußte unsere politische Führung sich gleich im klaren gewesen sein, daß den Amerikanern mehr an der Sicherung ihrer Ölpipelines gelegen war, als an der Verhinderung von Vertrei-bungen.

Jetzt kommt auf uns der erste „echte“ Kriegseinsatz zu. Ohne, daß Deutschland von außen bedroht worden wäre, lassen wir uns wiederum vor den Karren amerikanischer Interessen spannen.

Friedrich Zirngiebel, München

 

 

Zu: „Merkels Waldarbeiter“ von Steffen Königer, JF 46/01

Wie schlechtbesetzter Schwank

Die Symphatisanten der CDU können im Moment nur Mitleid für Angela Merkel empfinden. In der Chaostruppe der CDU mit ihren momentanen Eitelkeiten, Eifersüchteleien und Intrigen verwehen ihre Machtworte wie der Staub im Winde. Die Rebellion gegen die CDU-Chefin steht der Meuterei auf der Bounty in nichts nach, und die ständigen neuen Kanzlerkandidaten, die von der Union aus dem berüchtigten Zylinder gezaubert werden, erinnern an eine Show von David Copperfield. Der deutsche Bürger kommt sich vor wie in einem schauspielerisch schlechtbesetzen Bauernschwank. Wer so konzeptionslos handelt, braucht sich um seinen Untergang keine Sorgen zu machen. 

Alexander Klein, Köln

 

 

Zu: „Warum die PDS Schill fürchtet“ von Dieter Stein, JF 45/01

Große Chance für Union

Nach dem Wahlsieg der „Partei Rechtsstaatlicher Offensive“ in Hamburg setzen nun viele im bürgerlichen Lager auf die Partei von Ronald B. Schill. Aber auch diese neue Gruppierung wird an den sachpolitischen Taten in Hamburg zu messen sein. Erst dann werden sich gegebenenfalls weitere Wahlerfolge, z.B. in den Bundesländern Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern für diese Partei einstellen. Es ist ihr zu wünschen, daß sie nicht das gleiche Ende wie die STATT-Partei nimmt.

Der Union kann eine Konkurrenz im bürgerlich-konservativen Lager nicht schaden. Im Gegenteil: Sollte das Hamburger Phänomen bundespolitischen Erfolg haben, gibt es nur eine Antwort für die Union, gerade in den oben genannten Bundesländern, um nicht zuletzt die Extremisten der PDS aus der Regierungskoalition fernzuhalten, und diese Länder aus der jetzigen wirtschaftlichen Schlußlichtposition zu führen.

Die Union hat die große Chance, mit der Schill-Partei und anderen Demokraten die Bundestagswahl 2002 doch noch für die bürgerliche Mitte zu entscheiden; dem rot-grünen Spuk in Berlin zu beenden und die SED-Erben aus dem Bundesparlament fern zu halten.

Jörg Kühne, Leipzig

 

 

Zu: „Rechtsstaat in Not“ von Manfred Graf von Schwerin, JF 45/01

Angebrachte Zweifel

Deutschland ein Rechtsstaat? Meine Zweifel daran werden immer stärker, je länger das Unrecht der Enteignungen aus sowjeticher Besatzungszeit anhält. Dank für Ihre ausführliche Berichtserstattung zu diesem traurigen Thema, zumal der Skandal von fast allen Medien totgeschwiegen wird.

Karl Sattler, Landshut

 

Abschied vom Rechtsstaat

Das Bodenreform-Urteil bedeutet die definitive Verabschiedung des Rechtsstaates durch Aufgehen in einer „Deutschen Demokratischen Republik“.

Roger Süllhöfer, Wuppertal

 

 

Zu Schäubles Comeback und Schill

Ideologische Beliebigkeit

Unbestritten ist Wolfgang Schäuble einer der wenigen deutschen Politiker mit Charisma, ob er jedoch der richtige Mann für den CDU-Bundesvorsitz oder gar die Kanzlerkandidatur ist, wage ich zu bezweifeln. Gerade seine Fähigkeit zu polarisieren richtete sich in der Vergangenheit oft gegen die Falschen.

Unvergessen dürfte den Opfern der Enteignungen in der SBZ von 1945-49 seine Rolle im Märchen „Beibehaltung als Bedingung der Einheit“ sein.

Nach dem Motto „viel Feind, viel Ehr“ stieß er Anfang des Jahres mit seinen Aussagen zu PID und Embryonenverbrauch zu allem Überfluß auch noch die Lebensschützer und engagierten Christen in der Partei vor den Kopf.

Nun der dritte Schlag Schäubles: der Aufruf an die CDU, zu einer Normalisierung ihres Verhältnisses zur PDS zu finden. Nicht die 80 Prozent der Wähler im Osten, die nicht die Ex-SED wählen sind also ausschlaggebend für die Ausrichtung der CDU, sondern 20 Prozent angeblich Ausgegrenzte. Niemand scheint auf die Idee zu kommen, daß die bis zu 40 Prozent Nichtwähler im Osten zu Hause bleiben, weil ihnen bereits wegen kommunalen CDU-PDS-Anbiederungen die Lust vergangen ist.

Nicht das etwaige Fehlen sachpolitischer Konzepte ist die Schwäche der CDU, sondern das ständige Einknicken in gesellschaftspolitischen und ethisch-moralischen Fragen, eine ideologische Beliebigkeit und ideelle Leere.

Andreas Schneider, Pressesprecher CKDF , Rheinbach

 

 

Zu: „Falsch ausgegrenzt“ von Alexander Barti, JF 45/01

Lösung Minderheitenregierung

Ist der Autor nun auch der PDS-Propaganda auf den Leim gegangen, nach der die PDS alleinig die „Ostinteressen“ vertritt? In Ost-Berlin, wo sie am stärksten ist, wählten sie bei einer Wahlbeteiligung von 61 Prozent zwei Drittel nicht, ich eingeschlossen. Wenn man für die Zukunftsbewältigung nicht auf die Vergangenheit schauen soll, so ist doch die PDS der schlechteste Partner für eine schmerzliche Haushaltssanierung und die Anwerbung von Investoren. Nirgendwo ist der öffentliche Sektor so hoch wie in Mecklenburg-Vorpommern.

Warum überhaupt Koalition auf Deubel komm raus? Im demokratischen Norwegen wurde nach der Wahl eine Minderheitsregierung installiert. Warum nicht in einem Teilstaat wie Berlin? Der Senat ist im Amt, die Finanzen am Ende, sie müßten vom Bund saniert werden, wie weiland im Saarland und Bremen. Mit einem solchen Sparkommissar wäre Wowereit den Schwarzen Peter los, Politik gestalten kann er bei soviel Schulden eh‘ nicht mehr. Er müßte um wechselnde Mehrheiten werben, wobei der Haushalt von anderen gemacht wird und im Bundesrat könnte er stimmen wie er - pardon - Schröder will.

Jens Geissler, Berlin-Karow

 

 

Zu: „Eine handfeste Lüge“; Interview mit Prof. Dr. Theodor Schweisfurth, JF 45/01

Fehlende Vorbildfunktion

Vor zwei Jahren sprach ich in Görlitz den, damals gerade nicht, heute wieder amtierenden Außenminister Bartuschewski auf die unmittelbar gegen Artikel 46, Absatz II der Haager Landkriegsordnung verstoßende Enteignung deutschen Privateigentums zwischen Oder und Neiße an. Meinen Hinweis auf die unrechtmäßige Vorgehensweise der polnischen Landnahme, welche an das Verhalten Nazideutschlands in den 1939 bis 1945 eingegliederten Teilen des polnischen Staates erinnere, tat Bartuschewski kalt mit dem Hinweis auf die Anerkennung stalinistischer Enteignungen durch die Bundesrepublik Deutschland ab. Die nicht nur im Interesse vertriebener Deutscher liegende grundsätzliche Ächtung von „ethnischen Säuberungen“, richtiger „Vertreibungen“, und damit der Nachahmung des polnischen und sowjetischen „Erfolgsmodells“ wurde durch die rechtswidrige Vorgehensweise der Bundesregierung massiv untergraben. Warum sollte sich der polnische Staat rechtstreuer verhalten als die Bundesrepublik Deutschland?

Prof. Dr. Hansjörg Huber, Görlitz

 

 

Zu: „Politisch heimatlos“ von Peter Langreuter , JF 45/01

Das Sündenregister der CDU

Der Notar Peter Langreuter aus Gothar in Thüringen hat am 2. November 2001 in der JUNGEN FREIHEIT über die Sorgen des stellvertretenden CDU-Vorsitzenden und niedersächsischen Landesvorsitzenden Christian Wulff in dem Beitrag „Politisch heimatlos“ berichtet, daß die Gefahr eines Zerfalls der CDU als Volkspartei der Mitte bestünde. Wie recht hat doch Christian Wulff, wenn er unter anderem ausgeführt hat, daß der Anlaß dafür auch die Eigentumspolitik der CDU ist.

Die CDU hat nach 1990 vorsätzlich die Aufrechterhaltung der gesetzwidrigen und ohne eine gerichtliche Kontrolle durchgeführten Konfiszierungen/Enteignungen im Osten Deutschlands betrieben. Die CDU hat das Aussperren der Alt-Unternehmer „ aus ihren eigenen Betrieben initiiert, so daß sie vom Aufbau Ost ausgeschlossen wurden. So konnten sie dort auch keine Arbeitsplätze schaffen!

Die CDU hat das staatliche Verkaufen der rechtsstaatswidrig konfiszierten/enteigneten Anwesen gegen den Willen der Eigentümer gewollt und betreiben lassen.

Die CDU hat für dieses Unrecht die Verweigerung der Rehabilitierung von unschuldig als Nazi- und Kriegsverbrecher beschuldigten Personen nach 1990 gegen das uneingeschränkte Rehabilitierungsgesetz der frei gewählten Volkskammer der DDR vom 6. September 1990 durchgesetzt.

In falsch verstandener Vasallentreue hat es die CDU versäumt, sich von allen Personen ihrer Partei zu distanzieren und wirklich die zu verabschieden, die sich dieser Rechtsbrüche schuldig gemacht haben. 

Gerhard Heeren, Partenheim

 

 

Zu: „Vollkommen zugewachsen“ von Andreas Wild, JF 45/01

Recht auf Fairneß

Im Artikel „Vollkommen zugewachsen“ behauptet Andreas Wild über die Barttracht der alten Ägypter Dinge, die sich so bestimmt nicht halten lassen. So heißt es im „Lexikon der Ägyptologie“ (Otto Harrassowitz, Wiesbaden 1973, Bd.1 Spalte 627f., unter dem Stichwort „Bart“:

„Viele bärtige Figuren lassen darauf schließen, daß der Bart in frühester Zeit verbreitet war. An der Schwelle der Geschichte fangen sich die Vornehmen an zu rasieren, und der Brauch des glatten Kinns bleibt auch späterhin für die gehobenen Stände erhalten. Ein schmaler Oberlippenschnurrbart kommt seit der Dritten Dynastie vor. Nur einfache Leute werden mit oft ungepflegtem Bart abgebildet. In Zeiten der Trauer geht selbst Pharao mit stoppeligem Kinn. Wenn König und Vornehme mit Bart dargestellt werden, so handelt es sich dabei um umgebundene Zeremonialbärte. Bei Privatleuten sind das kleine gestutzte Bärtchen. Der Königsbart ist länger, verbreitert sich nach unten und ist onduliert zu denken, was in verschiedener Weise dargestellt werden kann. Auch menschengestaltige Götter tragen fast durchweg einen Bart, einen schmalen, sich unten einrollenden Zopf, ... der aus Lapislazuli sein soll. “

Ob in den anderen Teilen des Artikels auch Irrtümer vorkommen, habe ich nicht überprüft, das sollen Fachleute tun. Wer aber die Totenruhe der Ägypter stört, um ihre Barttracht als „Background“ der Taliban-Barttracht heranzuziehen, sollte sorgfältig recherchieren. Die alten Ägypter können sich leider nicht mehr selbst verteidigen, haben aber, meiner Ansicht nach, genau wie Lebende ein Recht auf Fairneß. 

Anita Fiss, per e-mail

 

 

Zu: „Was ist Dekadenz?“ von Karlheinz Weißmann, JF 45/01

Von der Hölle nicht überwindbar

Eine hervorragende Analyse, zwar deprimierend, aber wahr! Ich empfehle als Ausweg weder einen Konzern, noch eine fundamentalistische Sekte, sondern die „una sancta catolica ecclesia“, welche von der Hölle nicht überwunden werden kann. Freilich muß man suchen: Vieles ist nur noch dem Namen nach katholisch; aber wer sucht, der findet. Wahrlich, Gott müßte sich nachträglich bei Sodom und Gomorrha entschuldigen, wollte er diesen hybriden Turmbau nicht zertrümmern. Dekadenz ist, nicht mehr in Gott verwurzelt zu sein, sondern in sich selbst.

P. M. Iljunas, Berlin

 

 

Zu: „Auge um Auge“ von Michael Wiesberg, JF 44/01

Aufgefrischte Legende

Michael Wiesberg behauptet in seinem Artikel, daß Ariel Sharon es war, der am 28. September 2000 den blutigen Konflikt mit den Palästinensern ausgelöst hat. Sein Besuch auf dem Tempelberg sei für die Palästinenser eine nicht hinnehmbare Provokation gewesen.

Diese Behauptung, leider immer wieder in den Medien zu vernehmen, gehört in den Bereich der Legenden. Tatsache ist, daß zum einen Sharon nicht das erste Mal auf dem Tempelberg war und zum anderen sein Besuch sowohl mit der palästinensischen Autonomiebehörde als auch mit der moslemischen Religionsbehörde abgesprochen wurde. Ihm wurde dabei zugesichert, daß es keinerlei Probleme gäbe, solange er die Al-Akba-Moschee nicht betrete, woran sich Sharon gehalten hat. 

Thomas Lieth, Lottstetten

 

 

Zum USA-Besuch des iranischen Staatspräsidenten

Katz-und-Maus-Spiel

Der Staatspräsident der islamischen Republik Iran kommt diese Woche zu Besuch in die USA. Weshalb? Beide Staaten betreiben das gleiche Katz-und-Maus-Spiel in der letzten Zeit. Einerseits will der Präsident den Menschenrechtsdialog in der Uno fortsetzten. Doch das eigentliche Ziel des Besuches ist die Fortsetzung der Diskussion mit der US-Regierung über die Normalisierung der wirtschaftlichen Beziehungen.

Khatami spricht über Menschenrechte in einem Dialog unterschiedlicher Kulturen, aber während seiner Präsidentschaft hat er kontinuierlich alle Demonstrationen für politische Freiheit bekämpft, und die Demonstranten als Hooligans bezeichnet. Damit nicht genug, wurden während der fünf Jahre seiner Präsidentschaft mehr iranische politische Aktivisten, Schriftsteller, Journalisten und Studenten getötet, gefoltert und verschleppt als in den letzten 22 Jahren. Erst in der letzten Woche wurden mehr als 2.400 Menschen verhaftet, nur weil sie für politische Freiheit demonstrierten. 

Farhad Mafie, Irvine / U.S.A

 

 

Zu: „Ansteckend“; CD-Kritik von Michael Tunger JF 43/01

Selbstgebranntes Produkt

Die Aussage „Kurt Erkes ..., der die CD mit Ulrich Kraus kreiert hat“, ist falsch. Richtig ist vielmehr, daß Kurt Erkes u.a. eine von mir bearbeitete und zur Veröffentlichung durch mich gedachte Aufnahme verwendete, die er zur - wie ich annehmen konnte - rein privaten Information in Kopie erbeten hatte. Es bestehen meinerseits jedoch keinerlei Einverständnis oder Mitwirkung an bzw. zu dieser Veröffentlichung.

Ich habe an dieser Produktion schon aus rechtlichen Gründen keinen Anteil. Denn wenn von einer „neu erschienenen CD“ berichtet wird, so versteht jeder darunter eine öffentlich zugängliche, im Gegensatz dazu handelt es sich um selbstgebrannte CDs. Selbst für deren Verbreitung fehlen dem Herausgeber die rechtlich notwendigen Voraussetzungen. Hierunter sind insbesondere das Einverständnis des Interpreten, das des Verlages sowie die Abgeltung von dessen Rechten zu verstehen.

Zudem sind die auf den CDs angegebenen und im Beitrag benutzten Daten falsch bzw. unvollständig. So treffen beispielsweise die angegebenen Namen nur teilweise zu; die hauptsächlich Mitwirkenden sind nicht genannt. Der Herausgeber hat wissentlich zwei Aufnahmen unter einem Datum kombiniert, wobei die zweite Aufnahme und deren Herkunft auch mir unbekannt sind. 

Prof. Ulrich Kraus, Wörthsee / Walchstadt


 
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