© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    48/01 23. November 2001


Der Nächste bitte
von Matthias Bäkermann

Nachdem die verbündete Nordallianz die Zentren in Afghanistan „befreit“ hat und die Taliban nach Pakistan oder in die Berge auswichen, glauben sich die USA bereits auf der Siegerstraße. Das anfänglich vertretene Kriegsziel „gegen den Terror“ hat bislang keinen nennenswerten Erfolg verzeichnen können - wenn es überhaupt jemals möglich sein wird. Denn nicht die Taliban waren das propagierte Ziel, sondern Osama bin Laden und seine Terror-Bande.

Außenminister Colin Powell hat nun, nachdem in Afghanistan seiner Einschätzung nach „the blitz“ wunderbar funktionierte und auch die historischen Erfahrungen der Sowjets ihn kaum beeindrucken, bereits den nächten Schurkenstaat ausgemacht, von dem potenzieller Terror ausgehen könnte - den Irak. Ungeachtet der Tatsache, daß man vor zehn Jahren die Gestalt des Leibhaftigen, namens Saddam Hussein, eher hätte beseitigen können. Besorgt äußern sich amerikanische Diplomaten, daß auch der Iran, Libyen und der Sudan „vermutlich biologische Waffen produzieren.“ Die Propagandamaschine ist bereits angelaufen: Aus Kuwait wurden von dort stationierten US-Soldaten bereits am 12. November wieder Beschießungen aus dem Irak gemeldet. Die New York Times berichtet von Überläufern des irakischen Geheimdienstes, die von Terroristen-Camps erzählen.

Es bleibt abzuwarten, ob die Amerikaner die „Allianz gegen den Terror“ auch für weitere außenpolitische Eskapaden gegen vermeintliche Schurkenstaaten einspannen können. Bestenfalls ließe sich damit sogar eine neue, internationale „Schweinebucht-Aktion“ begründen.


 
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