© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    48/01 23. November 2001

 
Würdigung junger Unabhängigkeit
Lettisches Chorkonzert der qualitativen Extraklasse im Berliner Dom
Matthias Bäkermann

Anläßlich des lettischen Nationalfeiertages am 18. November - an diesem Tag wurde 1918 der erste unabhängige lettische Staat ausgerufen - gastierte der Staatschor der Republik Lettland „Latvija“ in Berlin. Die hohe Qualität dieses Chores, der durch die Zusammenarbeit mit Dirigenten wie Arno Järvi, Lorin Maazel, Mariss Jansons und Kurt Masur seinen Rang dokumentiert, wurde durch die Wahl des Berliner Doms als Darbietungsstätte unterstrichen.

Der künstlerische Leiter und Chefdirigent, der 32jährige Maris Sirmais, wußte die Bedingungen einzusetzen, die die hervorragende Akustik des Domes bot. Durch die Aufteilung des Chores auf die Emporen entstand ein fantastischer Dolby-Surround-Effekt.

Vorausgehend wurde das Auditorium durch den lettischen Botschafter Andris Teikmanis begrüßt, der die große Bedeutung der Liedkunst in der lettischen Nationalkultur hervorhob. Rückblickend erinnerte Teikmanis an das im Sommer dieses Jahres gefeierte 800jährige Bestehen der Hansestadt Riga, die über Jahrhunderte hinweg auch einen Brückenkopf des deutsch-lettischen Kulturaustausches darstellte.

Das dargebotene Programm des Chores bediente sich Werke der deutschen und lettischen Chorliteratur älteren Ursprungs von Rihards Dubra, Margeris Zarins, Joseph Rheinberger und Johannes Brahms bis zu klassischen Vertretern des 20. Jahrhunderts wie Peteris Vasks. Letzterer bezog sich in seinem Werk „Litene“ auf das Schicksal Lettlands im Zweiten Weltkrieg, welches in die jahrzehntelange sowjetische Okkupation mündete und ausdrucksstark durch „Latvija“ interpretiert wurde.

Besondere Unterstützung erfuhr der Chor durch den Organisten und Leiter der Orgelklasse der Musikakademie Lettlands, Talivaldis Deksnis, der an der Sauer-Orgel seine Virtuosität unter Beweis stellte. Das zweistündige Konzert endete mit zwei Zugaben, in denen dem Vaterland der Chormusiker und seiner Hauptstadt Riga eine stimmungsvolle Würdigung dargebracht wurde.


 
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