© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    48/01 23. November 2001

 
Zeitschriftenkritik: Na klar!
Bündische Globalisierungsgegner
Claus-M. Wolfschlag

Der Freibund, eine große bündische Jugend- und Wandergruppe, hat es mittlerweile auf 90 Ausgaben seines ansprechend bebilderten und gestalteten Magazins Na klar! gebracht. Mit den Jahren ist das in Gemeinschaftsleistung erstellte Blatt im Umfang enorm gewachsen und inhaltlich gereift, ohne allerdings die Wurzeln zu verlieren. Berichte von Fahrten, Verbandstreffen und Veranstaltungen des regen Jugendbundes bestimmen die ersten Seiten des Periodikums. Die Bundesführung erinnert in ihrem Vorwort an Bau und Fall der Berliner Mauer. Hinzu kommen kulturgeschichtliche Abhandlungen, über die Autoren Hans Fallada und Hans Paasche, über die deutsche Reformbewegung oder die deutsche Presselandschaft am Beispiel der Bild-Zeitung. Alles differenziert und reflektiert, in Sprache und Umfang aber am jugendlichen Bundesvolk orientiert.

Interessant ist zu beobachten, daß sich die Freibündler zunehmend aus dem selbstbezogenen, gemeinschaftlichen Zusammenhang zu lösen und in den gesamtgesellschaftlichen Dialog einzumischen verstehen. Ein Autor erklärt die Grundposition: „Volkskultur wird heutzutage überwiegend belächelt oder blind zerstört. Wir Freibündler sind bestürzt und irritiert darüber ( ... ) ’Wir bekennen uns als junge Deutsche, die ihre Heimat lieben, verantwortungsbewußt zu unserem Volk und Vaterland‘, heißt es in einem unserer Grundsätze. ( ... ) Im Zeitalter der Globalisierung bedeutet das für uns darauf zu achten, nicht im Strudel der Wurzellosigkeit unterzugehen. Wenn andere Völker durch einen perversen, internationalen Kapitalismus vernichtet werden, wie etwa die Indianer im Regenwald, deren Lebensgrundlage durch Waldrodung zerstört wird, wie z. B. die Ogoni am Nigerdelta, deren Dschungel mit Öl der Industriegesellschaft tagtäglich verseucht wird, so ist das ein Problem, das sehr wohl auch uns betrifft.“

Diese tendenziell antikapitalistischen und ökologischen Erkenntnisse werden in längeren Grundsatzartikeln vertieft. Ein Autor reflektiert eingehend die gesellschaftlichen Folgen des expandierenden Kapitalismus. Ein anderer lotet die Möglichkeiten aus, den Widerstand der internationalen Globalisierungsgegner wirkungsvoll zu unterstützen. Ein Dritter rezensiert Naomi Kleins bekanntes Buch „No Logo!“, eine Auseinandersetzung mit den manipulativen Werbestrategien der Weltkonzerne. Dabei berichtet er über Widerstandsformen wie die „Reclaims-the-Streets-Partys“ oder „Culture-Jamming“. Eine Freibündlerin beschreibt gar ihre praktischen Erfahrungen während der Anti-Castor-Proteste.Na klar! hat sich durch derartige Berichte zu einem geistreichen, empfehlenswerten Jugendmagazin entwickelt.

„Na klar!“. c/o Der Freibund e.V., Postfach 1505, 37005 Göttingen. Das Einzelheft kostet 5 Mark.


 
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