© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    49/01 30. November 2001


Olivgrüner Endsieg
von Volker Kempf

Die Grünen opfern der Macht alle ihre einstigen Inhalte. Diese Inhalte bestanden nicht zuletzt aus Haß gegen Nato und Bundes-wehr (auch Pazifismus genannt). Im Grunde aber sind die Grünen mit ihrer Verfärbung ins Olivgrüne eine ganz normale alternde Partei geworden. Die CDU stand unter Adenauer auch noch für Inhalte, heute nur noch für Filz, der sie ihre Inhalte geopfert haben und weiter opfern werden, weil sie dringender denn je Spendengelder aus der Wirtschaft brauchen. Die SPD sorgte einst für sozialen Ausgleich und Umverteilung, doch ist damit kein Blumentopf mehr zu gewinnen; geblieben ist eine inhaltlose Pragmatik. Und die FDP, die beansprucht erst gar nicht, Inhalte zu haben, sondern setzt an deren Stelle die Zahl „18“. Die PDS ist so schlau und versucht dieses Nichts im Parteieneinerlei mit guten alten Idealen wie „soziale Gerechtigkeit“ und „Pazifismus“ auszufüllen.

Die Grünen hätten den Part, grüne Inhalte anzubieten. Dies wäre gar nicht so schlecht, denn im Unterschied zu sozialistischen Tagträumen sind ökologische Notwendigkeiten nicht geplatzt. Im Gegenteil ist die Ressourcenschonung wichtiger denn je, weil Kriege auch um knappe Ressourcen geführt werden. Doch von einem solchen Brückenschlag ist bei den Grünen derzeit keine Spur - weder auf dem zurückliegenden Parteitag in Rostock, noch im neuen Grundsatzprogrammentwurf. Viel mehr als Renate Künasts Bemühungen um eine Agrarwende hat die sogenannte Umweltpartei ihrer Klientel nicht mehr anzubieten. Die Grünen sind im System der Parteien ohne Inhalt angekommen.


 
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