© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    50/01 07. Dezember 2001

 
Frisch gepreßt

Kronprinz Wilhelm. Der Sohn des letzten deutschen Kaisers ist bestenfalls noch als Dandy und „Bruder Leichtfuß“ im Gedächtnis. Vielleicht auch noch als ein lange vor 1914 immer wieder durch schneidiges Wortgerassel zum präventiven „Losschlagen“ auffallender Dilettant in politicis, der neben „the Kaiser“ ein dankbares Objekt der Karikaturisten in London und Paris war. Tatsächlich ist Kronprinz Wilhelm kaum mehr als eine Randfigur der preußisch-deutschen Geschichte. Auch die jüngste Biographie, die der Arzt Helmut Ries vorlegt, kann diese Einschätzung nicht korrigieren. Ries muß daher am Leben seines Helden, das ihm nicht viel Stoff bietet, die „große Politik“ zwischen 1890 und 1918 „aufhängen“, die er im Plauderton vermittelt (Kronprinz Wilhelm, Mittler Verlag, Hamburg 2001, 208 Seiten, 49,80 Mark).

Nach Hitlers Tod. Die Fiktion einer Zeit nach dem deutschen Weltkriegs-„Endsieg“ übt nicht erst seit Robert Harris‘ „Vaterland“ eine Faszination auf Autoren und Leser aus. Nun ist mit dem Roman „Der 21. Juli“ erneut ein „Was wäre wenn...“-Agententhriller erschienen, dessen historische Voraussetzung aus einem geglückten Hitler-Attentat und einer siegreichen Atommacht Deutschland besteht, die ein tripolares System mit der Sowjetunion und den USA bildet. Romanheld Werdin, ehemaliger SS-Offizier, wird vom CIA beauftragt, Himmler zu beseitigen, um einen drohenden atomaren Konflikt zu vereiteln. Die klassische Klamotte à la John le Carré würde sich jedoch ohne die typischen NS- und SS-Klischees sicher schwerer verkaufen (Christian von Ditfurth: Der 21. Juli. Droemer, München 2001, 415 Seiten, 39,90 Mark).

Neue Rechte. Gefördert mit Stipendien des Landes Berlin und der „Studienstiftung der Süddeutschen Zeitung“ schrieb Friedemann Schmidt seine Dissertation über das „Phänomen“ der Neuen Rechten. Anhand seiner Untersuchung des politisch-publizistischen Umfeldes der Münchener Zeitschrift Criticón deutet Schmidt die mit der Wiedervereinigung auftretenden rechten „Stichwortgeber“, zu denen er natürlich auch die JUNGE FREIHEIT zählt, etwas zu dick aufgetragen als Indikator einer (zum Nachteil) veränderten politischen Kultur, deren Einfluß sogar die Koalition Schröder in Rhetorik und Aktion offenbare (Die Neue Rechte und die Berliner Republik. Westdeutscher Verlag, Wiesbaden 2001, 400 Seiten, 78 Mark).


 
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