© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    50/01 07. Dezember 2001

 
Meldungen

Der Globalismus und die Ökonomien des Krieges

HAMBURG. Langsam beginnt die intellektuelle Linke wieder, die Angriffe auf die USA und den Krieg in Afghanistan mit dem Instrumentarium der politischen Ökonomie zu erklären. Im Novemberheft von Sozialismus stellt Joachim Bischoff die Verbindung zwischen dem US-Wirtschaftsabschwung und den Militärinterventionen her. Die sich abzeichnende Mischung von Antikrisenpolitik und „schmutzigem Militärkeynesianismus“ lasse keine grundlegende Korrektur der ökonomisch-sozialen Entwicklung erwarten, die für Bischoff nur in einem Übergang zu einer „anderen Wirtschafts- und Finanzordnung“ bestehen kann. Mit welchen Verheerungen der US-dominierte Status-quo verbunden ist, illustriert der Beitrag des Hamburger Konfliktforschers Peter Lock über die „Ökonomien des Krieges“, der den gewaltsamen Konflikt nur als einen anderen Aggregatzustand des vom Zerfall der Staatlichkeit und einer „offen kriminellen Ökonomie“ geprägten Globalismus beschreibt.

 

Export des Modells flexibler Ausbeutung

BERLIN. Als die ersten AKWs gebaut wurden, begann man in der fränkischen Provinz alle Übel dieser Welt mit der Weisheit „Schuld ist nur der Atom“ zu erklären. „Der“ Atom ist heute von der „Globalisierung“ abgelöst worden, der jede politik- und sozialwissenschaftliche Zeitschrift, die auf sich hält, die Seiten freiräumt. So darf der in Grenoble lehrende Bernhard Gerbier in asien afrika lateinamerika (4/01) „Lehren der Gegenwart“ zum Thema Globalisierung ziehen, die in guter französischer Tradition härteste Kritik an den USA üben. Der wirtschaftliche Gegensatz zwischen den Kontinentalblöcken sei durch die Umstrukturierung der US-Ökonomie in Gang gesetzt. „Die USA exportieren damit ihr Gesellschaftsmodell flexibler Ausbeutung“, das strukturell wesentliche Teile der Gesellschaft von der „Akkumulation“ ausschließe und ihnen allein deren Risiken aufbürde.

 

Lepsius-Villa in Potsdam wird 2002 saniert

POTSDAM. Das in Potsdam stehende Haus des Pfarrers Johannes Lepsius (1858-1926) soll mit 1,6 Millionen Mark saniert werden. Die Eigentümerin, die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, möchte in dem sanierten Gebäude eine deutsch-armenische Forschungs- und Gedenkstätte einrichten. Das „Dr.-Johannes-Lepsius-Archiv“, das sich derzeit an der Martin-Luther-Universität befindet, soll ebenfalls in der Villa untergebracht werden. Lepsius hatte 1895 die deutsche Orientmission gegründet. Im Ersten Weltkrieg wurde er Zeuge des Völkermordes der Türken an den Armeniern. Auf sein Betreiben hin wurden Schulen, Waisenhäuser, Krankenhäuser und Manufakturen errichtet. Die Türkei erkennt den Völkermord an den Armeniern bis heute nicht an. Als bekannt wurde (JF 37 und 38/01), daß in Postdam eine armenische Gedenkstätte entstehen soll, drohten Türkische Organisationen, dies mit Demonstrationen zu verhindern.


 
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