© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    52/01 01/02 21. Dezember / 28. Dezember 2001

 
Papst Johannes Paul II.
Der Fels Gottes
von Alexander Barti

Karol Wojtyla wurde am 18.Mai 1920 in Krakau geboren. Als er neun wurde, starb seine Mutter. In der Schule spielte er begeistert Theater, eine Leidenschaft, die ihn auch noch als jungen Studenten faszinierte. Erst Anfang der vierziger Jahre wird Karol Mitglied der Theologischen Fakultät, die im Untergrund agiert. Nach seiner Priesterweihe 1946 geht er zu weiteren Studien nach Rom und kehrt mit dem „Doktor“ zurück. In Krakau forscht er über Max Scheler; 1958 wird er Bischof. In der Zeit des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962- 1965) reist er mehrfach nach Rom, um an den Reformen mitzuwirken. 1965 erregt Bischof Wojtyla Aufsehen, als er in einem Brief an die deutschen Bischöfe „verzeiht und um Verzeihung“ bittet. Die Bitte um Vergebung wird eines seiner „Markenzeichen“. Papst Paul VI., der am Ende seiner Regierungszeit die bemerkenwerten Worte von dem „Rauch Satans“ sprechen wird, der in die Kirche eingedrungen sei, kreiert Wojtyla 1967 zum Kardinal. 1978 stirbt Papst Paul VI. Sein Nachfolger, Johannes Paul I., herrscht kaum zwei Monate, so daß nach dessen Tod erneut das Cardinalskollegium zusammentreten muß. Dort wird Wojtyla als Johannes Paul II. zum 263. Nachfolger des Hl. Petrus gewählt. Mit der Namenswahl demonstrierte der neue Pontifex, daß er die Kirchenpolitik der „Öffnung zur Welt“ von Johannes XXIII. und Paul VI. weiterführen will.

1981 sank Wojtyla, von den Kugeln des Türken Mehmet Ali Agca getroffen, schwerverletzt zu Boden. Einen Fingerzeig Gottes sah er darin nicht, denn ein Jahr später betete er gemeinsam mit den Anglikanern. 1983 sprach der heilige Vater lobende Worte zum 500. Geburtstag von Martin Luther. Damit nicht genug der Ökumene, fand im Jahre 1986 das berühmte Religionstreffen von Assisi statt, wo der Papst inmitten von Vertretern anderer Konfessionen für den „Weltfrieden“ betete. Trotz aller „Fortschrittlichkeit“ blieb Johannes Paul II. in Fragen der katholischen Morallehre unnachgiebig: Ob Abtreibung, Ehescheidung, Frauenpriestertum oder Embryonenforschung: Diese Praktiken wurden, ebenso wie die Homosexualität, als schwere Sünde verurteilt. Das brachte dem Papst den Ruf eines „Erzkonservativen“ ein.

Heute rumort es in der Kirche gewaltig. Konservative Gruppen wie das „Opus Dei“ oder die „Piusbruderschaft“ finden verstärkt Zulauf von Gläubigen, die genug haben von einem „Kuschelkurs“ der Hierarchie; sie werden von dem progressiven Flügel beargwöhnt und angefeindet, obwohl die gähnend leeren Kirchen ein beredtes Zeugnis ablegen von den Früchten des letzten Konzils. Papst Johannes Paul II. ist alt und schwer krank; er wird nicht mehr viel bewegen können. Sein Nachfolger aber wird sich entscheiden müssen: Entweder bleibt der Fels Petri die „Schaltzentrale“ des Christkönigtums, oder er wird - nach menschlichem Ermessen - zerschlagen und untergehen.


 
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