© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    52/01 01/02 21. Dezember / 28. Dezember 2001

 
WIRTSCHAFT
Schwarzgeld auf der Flucht
Bernd-Thomas Ramb

Nach Schätzung der Deutschen Steuergewerkschaft werden täglich bis zu 40 Millionen Mark in die Schweiz geschmuggelt. Bei den seit Oktober verstärkten Kontrollen sind bereits im ersten Monat 500 Personen mit durchschnittlich 160.000 Mark erwischt worden. Alle Auslandtransfers über 20.000 Mark sind jedoch meldepflichtig. In der Schweiz selbst ist die Nachfrage nach hochwertigen Banknoten stark angestiegen, am stärksten die nach 1.000-Franken-Scheinen mit 11 Prozent Zuwachs gegenüber dem Vorjahr. Vor allem die zirka 50 Milliarden Mark, die in Osteuropa zirkulieren, suchen den Weg in die Schweiz. Kürzlich wurde ein einzelner Osteuropäer mit 2,9 Millionen Mark am Grenzübergang erwischt.

Auslöser der enormen Geldflucht ins Ausland ist natürlich die Einführung des Euros als alleiniges gesetzliches Zahlungsmittel. Alle D-Mark-Bestände, die nicht bis Ende Februar 2002 bei Käufen - etwa von teuren Autos, Schmuck oder Immobilien - ausgegeben wurden, können danach nur noch bei den deutschen Banken gegen Euros eingetauscht werden. Die aber müssen jede Transaktion über 30.000 Mark mit Personalien registrieren und bei Verdacht der Geldwäsche den Finanzämter melden.

Die Schätzungen über die noch umlaufenden Schwarzgelder liegen weit auseinander. Die Bundesbank geht davon aus, daß 60 Prozent des in Deutschland gehorteten Bargeldes in Höhe von 150 Milliarden Mark nicht koscher ist, das wären 90 Milliarden Mark. Dagegen vermutet die Steuergewerkschaft nur einen Betrag von zwei Milliarden Mark. Wie auch immer, der Erwerb ausländischer Immobilien scheint zur Zeit nicht mehr das vorrangige Ziel der Steuerflüchtigen zu sein. Ob allerdings der Werbegag, Schwarzgeld in Weihnachtsgeschenke anzulegen, zur Abschöpfung ausreicht?


 
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