© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    02/02 04. Januar 2002

 
Vom Wald als Lebenshort
Die Associazione Eumeswil präsentiert die erste Ausgabe ihrer Zeitschrift zu Ernst Jünger
Jerker Spits

Vor zehn Jahren wurde in Florenz die Associazione Eumeswil gegründet, eine kulturell-philosophische Stiftung, die sich dem Denken Ernst Jüngers widmet. Nun hat die Stiftung ihre erste Zeitschrift veröffentlicht, Gli Annali di Eumeswil, die Annalen Eumeswils. Das Thema dieser ersten Ausgabe, die sich aus Beiträgen für die erste Konferenz der Stiftung aus dem Jahr 2000 zusammensetzt, ist il bosco, der Wald.

Leider setzten sich in der als „historisch“ angekündigten ersten Ausgabe nur zwei Aufsätze mit dem Oeuvre Jüngers auseinander. In „Die inaktuelle Straße des Waldes“ untersucht Alessandra Iadicicco, Übersetzerin zahlreicher Werke des Autors ins Italienische, Jüngers Konzept der Freiheit. Iadicicco geht dabei vor allem auf „Der Waldgang“ (1951), „Der Weltstaat“ (1960) und die Figur des „Anarchen“ in „Eumeswil“ (1977) ein - nach dem anonymen Frontsoldaten und dem „Arbeiter“ die dritte mythisch überhöhte Gestalt, die Jünger zum Hauptakteur eines Geschichtsentwurfs machte.

Im zweiten Aufsatz, „Das Ende der Geschichte und der Wald in Eumeswil“, zeigt Andrea Sandri, Herausgeber der angesehenen Herrenhaus-Edizioni und Übersetzer von Heimo Schwilks „I sogno dell’anarca“, die Entwicklung der verschiedenen Vorstellungen von Wald, Mythos und Traum in Eumeswil. Über

diese Annäherung versucht Sandri, den Kern des Jüngerschen Denkens zu umkreisen. Der Wald erscheint bei Jünger als „Lebenshort“, als letzte Garantie für das Dasein der Freiheit, als Zugang „zu Mächten, die den zeitlichen überlegen und niemals rein in Bewegung aufzulösen sind“. Im Editorial schließlich erklärt Antonella Tommasseli, Vorsitzende der Associazone Eumeswil, Vorhaben der Stiftung und Hintergründe ihres Programms.

Die erste Ausgabe der Zeitschrift erscheint in italienischer Sprache, mit Zusammenfassungen aller Aufsätze auf Deutsch, Englisch und Französisch. Folgende Ausgaben sollen in deutscher und in englischer Sprache erscheinen. Die Stiftung plant eine jährliche Herausgabe ihrer Zeitschrift. Die nächste Konferenz soll sich mit dem Thema „Natur und Kultur“ auseinandersetzen.

Von „In Stahlgewittern“ und „Der Waldgang“ liegen bereits italienische Übersetzungen vor. Armin Mohlers „Die konservative Revolution“ (1976) erlebte vor zehn Jahren eine vielzitierte Erstausgabe. Zu hoffen ist, daß die Associazone Eumiswil mit ihren Publikationen befruchtend auf die italienische Jünger-Rezeption wirkt.

 

Anschrift: Associazione Eumeswil Editrice, Lungaro F. Ferrucci, 15, 50126, Florenz, Italien. Das Heft kostet 15 Euro.


 
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