© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    03/02 11. Januar 2002

 
Patrick Buchanan
Der Tod des Westens
von Ronald Gläser

Befürworter multikultureller Tagträume führen stets die Einwanderung nach Amerika als Beweis für deren Funktionieren an. Für die europäische Besiedelung im 19. Jahrhundert ist die These auch unwiderlegbar. Doch inzwischen wird im Einwanderungsland USA der Nutzen des ungezügelten Zuzugs verstärkt in Frage gestellt.

Der prominenteste Vertreter der amerikanischen Rechten, Pat Buchanan, prognostiziert in seinem neuen Buch „The death of the west“ eine düstere Aussicht. Die Masseneinwanderung bedrohe die prägende Rolle der weißen Amerikaner. Denn sie gehe einher mit dem Niedergang des Christentums und einer verheerenden Bevölkerungsentwicklung. Im Jahr 2050 werde sich der Anteil europäisch-stämmiger Menschen auf ein Zehntel der Weltbevölkerung reduziert haben. Dem Aussterben der Industrienationen stehe die Bevölkerungsexplosion in der Dritten Welt gegenüber. Funktionierende Staats- und Sozialsysteme würden durch den mit Einwanderung verbundenen Wandel gesellschaftlicher und religiöser Wertvorstellungen erkauft. Und auch Israel werde der numerischen Übermacht der Palästinenser nicht widerstehen können.

Für die Zukunft seines Landes sieht der 1938 geborene Journalist und ebenso beliebte wie angefeindete Moderator politischer Radio-Talk-Shows und Berater mehrerer Präsidenten, schwarze Afrikaner, Latinos und Asiaten würden einen fundamentalen Wandel des Landes hervorrufen. In Kalifornien seien die Weißen bereits eine Minderheit, und in zwei Jahren werde auch in Texas der Anteil der Weißen unter die 50-Prozent-Marke fallen. Einwanderer aus der Dritten Welt prägten die künftige Gesellschaftsstruktur und Lebensqualität.

Wenn sich die Kritiker Buchanans den Rassismus-Vorwurf einerseits auch gerade noch verkneifen, so wird er andererseits allerdings ignoriert. Für die gesellschaftliche Elite der USA beschreibt ein ausgemachter Konservativer wie er nur faszinierende Aussichten. Diesen „verheißt“ er ihren Ruhestand in einem „Dritte-Welt-Amerika“.

Die nihilistische Lebensweise seiner Zeitgenossen ist dem dreimaligen US-Präsidentschaftsbewerber ein Dorn im Auge. Bindungsunwillige Großstadtsingles und steigende Scheidungsraten prägten die gegenwärtige Lebensweise. Die Verklärung der Homosexualität und öffentliche Abtreibungskliniken symbolisierten den Niedergang der westlichen Zivilisation.

In Europa tue die Europäische Union ein übriges: Die gemeinsame Währung lasse einen sozialistischen Superstaat in greifbare Nähe rücken, argumentiert der deutsch- und irisch-stämmige Amerikaner. Die stets sinkende Souveränität der EU-Einzelstaaten mache Italiens oder Deutschlands Selbständigkeit mit der Rhode Islands vergleichbar. Der Brüssler Leviathan werde einen Aufstand „der Patrioten“ hervorrufen. Im Todeskampf des Westens prognostiziert Buchanan einen europäischen Bürgerkrieg.


 
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