© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    03/02 11. Januar 2002

 
Frisch gepreßt

Markenfirmen. Arme Leute sind schrecklich langweilig.Wer will schon vom Hungern und von Krankheiten lesen? In welchem Land sich das gerade abspielt, ist eigentlich gleich. Hauptsache, uns geht das Ganze nichts an. Leider müssen wir aber erfahren, daß unsere bekannten Firmen nur deshalb so billig produzieren können, weil die Löhne in Afrika, Asien oder Osteuropa so niedrig sind. Nur weil fremde Kinder sich schinden, können die eigenen schon im Schulalter einen Marken-Snobismus entwickeln. Also nichts mehr von Aldi, Adidas, Karstadt oder H&M kaufen? Das ist auch keine Lösung (Klaus Werner, Hans Weiss: Schwarzbuch Markenfirmen. Machenschaften der Weltkonzerne. Deuticke-Verlag, Wien 2001, 349 Seiten, 20,40 Euro).

Verführer. Interessanter als Hitler ist für manche sein Minister Joseph Goebbels, von der physiognomischen Mickrigkeit über die kleinbürgerliche Herkunft bis hin zur Arbeitslosigkeit ein typischer Intellektueller. Wie denkt so einer? Wie dachte er, bevor er Sprachrohr wurde? Der Schriftsteller und Regisseur Christian Baier schrieb das Jugendwerk Goebbels´„Michael. Ein deutsches Schicksal“ zur Selbstenthüllung um. Frisch promoviert bei den Eltern hockend, weiß Joseph außer Politisieren nichts mit sich anzufangen. Verzweifelt sucht er den Anschluß und will Geist gegen Begeisterung tauschen. Hitler wird die große Erfüllung, die er in der Liebe nicht fand. „Zum Zwingen gehören zwei“, heißt es prophetisch im „Michael“: „Einer, der zwingt, und einer, der sich zwingen läßt.“ (Joseph. Ein deutsches Schicksal. Verlag Der Apfel, Wien 2001, 183 Seiten, 21,50 Euro).

Waffen-SS. „Sie trugen die schwarze Uniform und waren der Schrecken vieler. Sie führten den Totenkopf an ihrer Mütze und schworem dem Führer ewige Treue. Sie bewachten Reichskanzlei und Konzentrationslager.“ Diese Beschreibung leitete 1984 Heinz Höhnes Werk über die Geschichte der SS ein. Ihr kämpfender Teil, die Waffen-SS, mußte die Gesamthypothek dieses „Parteiordens“ in der Nachkriegszeit mittragen. Die Betrachtungen Helmut Günthers, Offizier in dieser Truppe, zeichnen eine für die damalige Zeit nicht untypische Biographie nach, die vom HJ-Lager an die verlustreichen Brennpunkte der Ost- und Westfront führte (Von der Hitler-Jugend zur Waffen-SS. Nation Europa Verlag, Coburg 2001, 304 Seiten, 20,35 Euro).


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen