© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    04/02 18. Januar 2002

 
Frisch gepreßt

Autoritäre Regime. Mit dem Zusammenbruch des postnapoleonischen Systems 1918/19 wurden zwischen Lappland und der Ägäis zwölf kleinere Nationen souverän. Neben ihren Problemen mit der oftmals fehlenden nationalen Homogenität, auch aus der Grenzziehung der Pariser Vorortverträge resultierend, scheiterten die Demokratien der meisten Staaten vor allem an ihren Strukturen, die bar jeder Tradition dieses politischen Systems waren - gesellschaftlich, politisch und auch kulturell. Im Jahre 1938 waren lediglich noch die Tschechoslowakei und Finnland demokratisch organisiert. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs nahm sich der führende deutsche Osteuropahistoriker, Erwin Oberländer, dieser vernachlässigten Epoche an. Entgegen den bis heute darüber vorliegenden Studien aus der Forschungstradition des die sozialistischen „Bruderländer“ legitimierenden Antifaschismus, stützt sich Oberländer auf die Beiträge von 19 namhaften Historikern aus den mittelost - und südosteuropäischen Staaten, um den bereits 1993 definierten Forschungsstand zu vertiefen (Autoritäre Regime in Ostmittel- und Südosteuropa 1919-1944. Schöningh, Paderborn 2001, 697 Seiten, 51,60 Euro).

Netzwerk. Der Journalist Udo Ulfkotte weist in seinem neuesten Buch über die lange unterschätzte, weltweite Verzweigung islamistischer Fanatiker hin. Dadurch sieht Ulfkotte das Dilemma, daß eine nun stattfindende Verfolgung der Islamisten durch Vertreter des Westens genau deren Kalkül ist, um einen Kampf der Kulturen zu provozieren. Interessant ist seine These, daß die Anschläge des 11. September in diesem Sinne eine gewaltige PR-Aktion darstellten, um die Polarisierung zu forcieren. Der Kampf scheint demnach schon verloren (Propheten des Terrors. Das geheime Netzwerk der Islamisten. Goldmann Verlag, München 2001, 267 Seiten, 10 Euro).

Gulag-Malerei. Durch die Erzählungen Alexander Solschenizyns inspiriert, malte der sich lange Jahre in russischer Kriegsgefangenschaft befindende Walter Groß aus seiner Erinnerung beeindruckende Bilder aus dem ehemaligen Lageralltag. Die entstandenen Werke zeugen erschreckend und wirklichkeitsnah von den Strapazen, dem Hunger und der Trostlosigkeit der Gulags (Ernst Wachlovsky u.a.(Hrsg.): Bilder brechen ein Tabu. Stocker Verlag, Graz 2001, 141 Seiten, Abb., 25,30 Euro).


 
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