© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    05/02 25. Januar 2002

 
Zeitschriftenkritik: „DESG-inform“ stellt Erscheinen ein
Eine Faktenquelle versiegt
Claus-M. Wolfschlag

Anfang Januar erklärte die Zeitschrift DESG-inform, ihr Erscheinen vorerst einzustellen. Der presserechtlich Verantwortliche Heinz-Dieter Hansen aus Hamburg nannte das fortgeschrittene Alter der Herausgeber als entscheidend für die Aufgabe des Blattes. Die bisherigen Blattmacher wollten sich fortan anderen Aufgaben widmen. Zwar seien jüngere Kräfte, wie die Redaktion der Zeitschrift Hagal, zwecks Übernahme angesprochen worden, es wären aber nur Absagen zu hören gewesen. Die für das Blatt etwas langwierige Recherchearbeit schreckte die Jüngeren offenbar. „Heute möchte eben niemand mehr gerne Arbeit übernehmen“, so Hansen. „Und dann wird auch das einflußreicher werdende Internet als Argument angeführt.“ Die Notwendigkeit, sich Quellen von kleinen Informationsdiensten zu besorgen, erscheine angeblich zunehmend fragwürdig.

Bedauerlich, denn auf diese Weise stirbt eine vergleichsweise einzigartige kleine Zeitschrift. DESG-inform - das waren seit 16 Jahren acht Seiten voller interessanter Fakten. Wer präzises Hintergrundwissen zu nonkonformen Politikansätzen und unbekannteren Gruppierungen suchte, kam um die Hamburger Zeitschrift kaum herum. 1985 wurde die, bereits in den siebziger Jahren aktive, „Deutsch-Europäische Studiengesellschaft“ (DESG) wiederbelebt. Seitdem erschien ihre Zeitschrift DESG-inform unverändert in schlichtem Design. Graphiken und Bilder suchte man in der Regel vergeblich. Statt dessen standen die Texte im Vordergrund - eng gedrängt dreispaltig auf jeder Seite. Und diese Texte hatten es in sich, boten sie doch eine Fülle an Informationen. So wurden in- und ausländische Wahlen oft detailliert beschrieben, die Wahlergebnisse auch der „sonstigen Parteien“ aufgelistet. Wenig bekannte Entwicklungen in links- und rechtsgerichteten Gruppierungen kamen zur Erwähnung, wichtige Verlautbarungen oder politische Sachverhalte wurden dokumentiert, über die man in den großen Medien so gut wie nichts erfuhr. Und so hörte der Leser von den genauen Ausgaben zur staatlichen Parteienfinanzierung, von den Thesen rechts-ökologischer Vereinigungen, von den Erfolgen konservativer Hochschullisten, von diversen Organisation-Neugründungen, von Veranstaltungen und Demonstrationen oder vom Brandanschlag auf die Haider-Tanne in Italien. Man fand die Auflistung der Kabinettsmitglieder von Tony Blair oder Silvio Berlusconi ebenso wie die Ergebnisse der Parteitagswahlen der Republikaner. Ein Überbleibsel aus den „nationalrevolutionären“ Wurzeln war die Sparte „Ethnopluralismus“, die sich eingehend mit verschiedensten regionalistischen und separatistischen Gruppierungen beschäftigte. Hier stieß man auf Artikel über Autonomisten-Kongresse in Korsika, über weißrussische Nationalisten oder über den Minderheitenschutz in Polen und Italien. Unter „Literatur und Medien“ wurden nonkonformistische Publikationen vorgestellt, unter anderem auch neue Veröffentlichungen der angeschlossenen Schriftenreihe Junges Forum.

DESG-inform war für politisch interessierte Menschen eine ungemein unterhaltsame Lektüre. Ein weiterer Pluspunkt lag neben der betonten Sachlichkeit in der Berichterstattung im ausgesprochen günstigen Preis für diese enorme Fülle an Information. Sollten sich nicht doch noch zwei, drei jüngere Journalisten mit Phantasie und Spaß an einer eigenen Zeitschrift finden, dürfte die deutsche Presselandschaft um einen kleinen Info-Dienst ärmer geworden sein.

DESG-inform, Verlag Deutsch-Europäischcr Studien GmbH, Postfach 11 19 27, 20419 Hamburg


 
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