© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    05/02 25. Januar 2002

 
Meldungen

Deutsche Sprache an Universitäten stärken

BERLIN. An Universitäten verdrängt schlechtes, einfaches Englisch zunehmend die jeweilige Muttersprache. Nach Erkenntnissen der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung führt dieses „bad simple English“ (BSE) dazu, daß die deutsche Sprache sich gerade in innovationsträchtigen Sparten nicht weiter entwickeln kann. Die Akademie stellte vergangene Woche in Berlin ein Memorandum vor, in dem sie dringend einen „Ausbau der deutschen Wissenschaftssprache“ fordert, aber auch eine Verbesserung des Wissenschaftsenglisch. Der Präsident der Akademie, Christian Meier, gab zu bedenken, daß wegen dieser Entwicklung der deutschen Sprache letztlich die Rückbildung in eine Art Dialekt drohe. Ganze Wissenschaften würden in Deutschland und weltweit nur noch auf Englisch betrieben, etwa Nationalökonomie, vielfach auch Medizin. Die in der Öffentlichkeit hin und wieder beklagte Überfremdung der Sprache mit Anglizismen sieht die Akademie gelassen. „Daß das Deutsche verfällt, trifft nicht zu“, sagte der Sprachwissenschaftler Peter Eisenberg. Das Eindringen von Wörtern aus dem Englischen in die Alltagssprache sei weder so stark noch so beliebig oder so bedrohlich, wie das oft dargestellt werde, sagte Meier.

 

Zuckmayer-Medaille an Herta Müller verliehen

MAINZ. Die Schriftstellerin Herta Müller hat die Carl-Zuckmayer-Medaille des Landes Rheinland-Pfalz erhalten. Aus der Diktatur in Rumänien war die heute 48jährige Autorin 1987 in die Bundesrepublik übergesiedelt. Ihre herausragende Fähigkeit sei es, das Leben unter totalitären Bedingungen in einer poetischen Sprache zu beschreiben, würdigte Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) am Freitag in Mainz das Werk. Ihre Werke enthielten beklemmende Bilder von Bedrohung, Terror, Angst und Ausweglosigkeit. Sowohl die Kraft ihrer Sprache als auch ihr Bekenntnis zu Humanität und Toleranz verbinde Müller mit dem Schriftsteller Carl Zuckmayer (1896-1977), an dessen 25. Todestag sie die Auszeichnung bekam. Zu den bekanntesten Werken Herta Müllers gehört ihr Roman „Der Fuchs war damals schon der Jäger“ (1992).

 

Berliner Museen vermissen Beutekunst

BERLIN. Die sogenannte Beutekunst hinterläßt in den Berliner Museen und Depots „besonders schmerzliche Lücken“. Insgesamt gelten 2,3 Millionen Berliner Kulturobjekte seit dem Zweiten Weltkrieg als vermißt, wie der Leiter der Koordinierungsstelle für Kulturgutverluste Berlins und der neuen Bundesländer, Franz, der Welt am Sonntag sagte. Darunter seien rund zwei Millionen Bücher. Allein den in der Stiftung Preußischer Kulturbesitz zusammengefaßten Staatlichen Museen fehlten 61.000 museale Objekte, der Staatsbibliothek 695.000 Bände. Die wiedereröffnete Alte Nationalgalerie auf der Berliner Museumsinsel vermißt rund 850 Gemälde und 100 Skulpturen. Umfangreiche Bestände werden noch in den Archiven der Petersburger Eremitage und des Moskauer Puschkin-Museums vermutet.

 

Bücherverbrennung in Süd-Vietnam

HO-TSCHI-MINH. Sicherheitskräfte in Süd-Vietnam haben in der Hauptstadt Ho-Tschi-Minh mehr als sieben Tonnen Bücher und Zeitschriften verbrannt. Dabei soll es sich zum großen Teil um pornographisches Material sowie um Druckerzeugnisse aus dem Ausland handeln. Ein Offizier der Sicherheitskräfte sagte: „Solche Vorgänge gibt es mehrmals im Jahr, weil zu viele Bücher konfisziert werden, als daß wir alle lagern könnten.“ Wenige Tage zuvor hatte die vietnamesische Regierung beschlossen, daß die Polizei Schriften beschlagnahmen und vernichten kann, die nicht offiziell zugelassen sind.


 
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