© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    07/02 08. Februar 2002

 
Leo Kirch und die Geier
von Richard Stoltz

Kirch vor der Pleite. Anders kann man die Hiobsbotschaften aus dem Münchner Medienkonzern kaum noch interpretieren. Rapider Aktienverfall, über sechs Milliarden Euro Schulden, keine Aussicht auf neue Bankkredite und eine Truppe ängstlicher Gläubiger vor der Tür, die immer ungeduldiger werden und ihr Geld zurückhaben wollen.

Besonders drängelt zur Zeit der Springer-Konzern, dem das Wasser selbst bis zum Hals steht und bei dem Kirch mit über sechshundert Millionen Euro in der Kreide steht. Leo Kirch ist Großaktionär bei Springer, zwischen beiden Unternehmen bestehen enge, jahrzehntelange Geschäftsbeziehungen, aber in der Krise ist sich eben jeder selbst der Nächste. Um die sechshundert Millionen wird mit härtesten Bandagen gekämpft, die beiden Partner fügen sich gegenseitig schwerste mentale Verletzungen zu.

Und die Geier warten schon. Die der SPD vielfältig verbundene Essener WAZ-Gruppe möchte gern Kirchs Springer-Aktienpaket erwerben, um massiven Einfluß auf die Hauspolitik bei Springer zu bekommen. Der internationale Medien-Tycon Murdoch (Sitz Los Angeles, USA) steht bereit, die Kirch Media AG in toto zu übernehmen. Tiefgreifende Veränderungen der deutschen Medienlandschaft kündigen sich an, und zwar nicht zum Besseren. Schuld daran ist Kirch selbst, dessen Geschäftspolitik (Stichwort: Bezahlfernsehen) seit Jahren in geradezu selbstmörderischer Manier am deutschen Markt und seinen Bedürfnissen vorbei operiert. In die Grube, die sich einer gräbt, fallen leider auch andere mit hinein.


 
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