© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    07/02 08. Februar 2002

 
UMWELT
Sinnlose und teure Raserei
Volker Kempf

Es gibt eine kleine skurrile Partei, die heißt „Bürgerbündnis Solidarität“. Der Frieden in der Welt, so glaubt man dort, hänge von einem Transrapid ab, der von Moskau nach Paris führe. Andere Parteien wollen dieser Idee nicht nachstehen. Die SPD in Nordrhein-Westfalen will den Transrapid-Ableger Metrorapid haben, als hinge hiervon das Schicksal des Landes ab oder doch zumindest das der eigenen Partei. 400 Stundenkilometer kann ein solches Gefährt fahren - theoretisch. Praktisch verläuft die geplante Strecke von Dortmund nach Düsseldorf, so daß der Metrorapid seine Leistung gar nicht ausfahren kann.

Der Zeitgewinn ist dann im Vergleich zur guten alten Eisenbahn auch marginal. Eine Milliarde Mark - pardon: eine halbe Milliarde Euro muß für jede so eingesparte Minute aufgewendet werden. Zwei Milliarden Euro will Hans Eichel für dieses Unternehmen zuschießen; 300 Millionen Euro sollen für ein entsprechendes Projekt nach Bayern fließen. Dort führt die Strecke von der Innenstadt Münchens zum Franz-Josef-Strauß-Flughafen. Damit auch dort niemand sinnlose Minuten verschwenden muß, will Edmund Stoiber bitteschön etwas mehr vom Finanzkuchen abbekommen. Es ist schließlich Wahlkampf. Jeder will Versprechungen machen, mit irgendeiner immens teuren Bahn Deutschland zu retten. Dabei wird damit das schwarze Finanzloch nur noch größer, in dem Deutschland dann zu versinken droht. Privates Eigentum wird mit diesen sinnlosen Milliardengräbern, wenn es so weit ist, durch neue Trassen schon einmal vernichtet. Der Lärmpegel steigt an vielen Orten an, während an bestehenden Bahntrassen das Geld für Schallschutzwände fehlt. Dagegen ist der Vorschlag der genannten Politsekte noch vergleichsweise vernünftig.


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen