© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    07/02 08. Februar 2002

 
Frisch gepreßt

Leontjew. Die beste Kurzinformation über den Autokraten, Nihilisten und extremen Anti-Westler Konstantin Leontjew (1831-1891), der „richtig“ bekannt eigentlich nur jenen Lesern ist, die die russische Sprache beherrschen, enthält immer noch der Artikel in der zweiten Auflage des Lexikons „Religion in Geschichte und Gegenwart“ von 1927. Das steht aber nicht bei jedermann im Bücherregal, so daß es dem Verlag doch anzukreiden ist, einen eminent wichtigen Text Leontjews mit nur einer kümmerlichen ideengeschichtlichen Einordnung durch die Editorin Isabelle Beaune auf den Markt geworfen zu haben (Der Durchschnitts-Europäer. Ideal und Werkzeug universaler Zerstörung, Karolinger. Wien-Leipzig 2001, 104 Seiten, 18 Euro).

Spione und Agenten. Mata Hari und Richard Sorge sind zwei der bekanntesten Agenten des letzten Jahrhunderts, letzterer vielleicht sogar dessen erfolgreichster. Die Betrachtung der deutschen Spionagegeschichte von Rüdiger Henkels, Bonner Beamter im Innenministerium, kommt ohne diese beiden Protagonisten aus. Gleichwohl schöpft er aus der großen Zahl anderer spektakulärer Fälle, von der ‚Schönen Sphinx‘ über das ‚Bonner Dreigestirn‘ bis zu Günter Guillaume, und versucht, ihre inneren Beweggründe zur Spionage zu erschließen. Vieles ist interessant, doch die untersuchten Fälle vereint dasselbe Manko: Alle Aufgeführten wurden enttarnt - erfolgreiche Agenten bleiben jedoch allzeit unerkannt (Was treibt den Spion. Edition q im Quintessenz Verlag, Berlin 2001, 504 Seiten, 29,70 Euro).

Rita Süßmuth. Fünf Jahre brauchte sie als zuständige Bundesministerin, bis sie nach dem Ausbruch der Aids-Krankheit das erste Merkblatt veröffentlichen ließ. Gegen die Abtreibung unter bestimmten Bedingungen hatte sie nichts. Innenpolitisch trat sie vehement für die multikulturelle Gesellschaft ein. Wie eine Ministerin und spätere Parlamentspräsidentin das alles in einer christlichen Partei vertreten konnte, dabei noch einen Skandal nach dem anderen überlebte, war vielen unbegreiflich. Ihr Biograph, Ulf Urban, kommt zum Schluß, daß der „Machtmensch Rita Süßmuth“ nicht um eines bestimmten Zieles, sondern als klassische Ellenbogenkarrieristin um ihrer selbst willen nach oben drängte (Rita Süßmuth - Affären und Skandale, Bonus Verlag. Selent 2001, 256 Seiten, 16,80 Euro).


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen