© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    09/02 22. Februar 2002

 
Meldungen

Proteste gegen neue Russifizierung

CHISINAU. Etwa 15.000 Rumänen demonstrierten letzte Woche in der moldauischen Hauptstadt Chisinau erneut gegen die Russifizierungspolitik der kommunistischen Staatsführung. Sprechchöre wie „Wir sind Rumänen!“ und „Lang lebe die Rumänische Geschichte“ wurden von den zumeist jungen Demonstranten skandiert. Anlaß war der Regierungsplan, ab September 2002 das Lehrfach „Geschichte Rumäniens“ durch das Fach „Geschichte der Moldau“ zu ersetzen. Bereits im Januar wurde Russisch - wie zu Sowjetzeiten - zum Pflichtfach an allen Schulen gemacht. Organisator der Proteste ist die oppositionelle Christdemokratische Volkspartei (PPCD) von Iurie Rosca. Die PPCD tritt für eine Wiedervereinigung mit Rumänien ein. Bessarabien (heute Moldawien) gehörte bis 1945 zu Rumänien, die Mehrheit der Moldauer spricht rumänisch. Auch die „Assoziation der Historiker der Moldauischen Republik“ beklagte in einer Petition an die Regierung den „kulturellen Genozid“ der rumänischstämmigen Moldauer und verlangte, „die schmutzige Kampagne gegen Sprache und Geschichte“ zu beenden.

 

Keine Atomraketen in Königsberg mehr

KRAKAU. Letzte Woche haben hohe Militär- und Regierungsvertreter aus dem Ostseeraum in Krakau auf einer von der Friedrich-Ebert-Stiftung und dem polnischen Institut für strategische Studien organisierten Tagung Möglichkeiten einer militärischen Zusammenarbeit erörtert. Der russische Botschaftsrat Andrej Schugurow wies dabei polnische Befürchtungen zurück, Rußland habe in Königsberg Nuklearsprengköpfe stationiert. Das würde militärisch überhaupt keinen Sinn ergeben. Die Baltische Flotte bestehe zudem nur noch aus 15.000 Mann. Der polnische Befehlshaber des multinationalen Korps in Stettin, General Zygmunt Sadowski, brachte sogar eine russische Beteiligung an dem deutsch-polnisch-dänischen Projekt ins Gespräch.

 

Streit um Ortstafeln jetzt auch im Kosovo

PRISTINA. Im Kosovo sollen slawische Ortsnamen jetzt „albanisiert“ werden. So soll aus Istok (Quelle) Burim, aus Dobratin, von „dobar“ (gut), Miras werden. Obilic (Obiliq), das nach einem serbischen Helden aus der Schlacht auf dem Amselfeld benannt ist, erhielt mit Kastriot den Familiennamen des albanischen Nationalhelden Skanderbeg. Sogar die beiden im mehrheitlich serbischen Norden Kosovos gelegenen Orte Zubin Potok und Leposavic (Leposaviq) erhielten mit Caber und Albanik neue Namen. Alle Nato- und EU-Institutionen halten an den bisherigen Namen fest. Die Serben und auch die stärkste Albanerpartei LDK von Ibrahim Rugovas lehnen die neuen Namen ab. Die aus der Rebellenorganisation UÇK hervorgegangene Partei PDK von Hashim Thaci befürwortet die Umbenennungen.

 

Stalinistischer Jubel für Diktator Kim Jong Il

PJONGJANG. Mit pompösen Feiern hat die „Demokratische Volksrepublik Korea“ letzten Samstag den 60. Geburtstag des „geliebten Führers“ Kim Jong Il begangen. In Pjongjang tanzten 10.000 Kinder in der größten Sporthalle, unzählige Soldaten füllten die Straßen und Plätze. Viele Menschen trugen kommunistische Plakate und Banner. Jeder Bürger war durch offizielle Anweisungen zur Teilnahme an den Feiern verpflichtet. Bereits vor zwei Wochen war ein überdimensionaler Glückwunsch in eine Felswand gemeißelt worden. Das Parteiblatt Rodong Sinmun würdigte die „großartige Persönlichkeit und die unbestrittene Autorität“ Kims. Dieser übernahm 1994 nach dem Tod seines Vaters Kim Il Sung die Macht. Im Januar hatte US-Präsident Bush Nordkorea, Iran und Irak als „Achse des Bösen“ bezeichnet. Rußlands Präsident Putin übersandte Kim Glückwünsche.


 
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