© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    09/02 22. Februar 2002

 
UMWELT
Silbermedaille im Papierverbrauch
Volker Kempf

Der jährliche Papierverbrauch in Deutschland beträgt 233 Kilogramm pro Kopf, was Weltranglistenplatz zwei bedeutet - hinter dem Spitzenreiter USA. In Deutschland fallen damit fast zwanzig Millionen Tonnen Papier an. Das entspricht dem Gewicht von 285.700 Lokomotiven.

Es wäre müßig auszurechnen, wie viel Bäume, wie viel Wasser, wie viel Energie dafür benötigt werden. Richtig ist, daß durch Recyclingware die Ökobilanz pro Tonne Papier besser ausfällt. Eine Untersuchung des Öko-Instituts belegt jetzt auch, daß die Qualität von Recyclingpapier mit dem konventionellen Papier konkurrieren kann. Die Praxiserfahrung von sechs Großfirmen, die jährlich 75 Millionen Blatt Papier verbrauchen, hat nämlich ergeben: Mit Recyclingpapier gibt es nicht mehr oder weniger Papierstaus in Fotokopierern, auch kein Verlaufen der Tinte bei PC-Druckern. Das waren einmal Kinderkrankheiten, die längst behoben sind. Auch das Problem der Verstaubung von Kopierern durch besagtes umweltfreundlicheres Papier ist längst gelöst. Die Farbe des Papiers ist zudem deutlich ansprechender geworden. Die Reißfestigkeit ist dem normalen Papier ebenbürtig. Und die Betriebe verzeichneten bei Anwendung von Recyclingpapier mit dem „Blauen Engel“ sogar Imagegewinne. Auch der Spareffekt ist nicht zu verachten: Der Preisvorteil liegt bei zehn bis 15 Prozent.

Wenn Deutschland wie derzeit im Papierverbrauch weiter zulegt, aber der Anteil von Recyclingpapier stagniert, dann muß das nicht sein. Es existiert kein objektiver Grund, warum unnötig viel Wasser, Energie und Urwälder der weißen Eitelkeit geopfert werden. Es gibt sogar dreischichtiges Papier, das außen strahlend weiß ist, innen aber Recyclingpapier enthält.


 
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