© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    09/02 22. Februar 2002

 
Dänischer Märtyrer
Ein Bestseller über Kaj Munk
Matthias Bath

Per Stig Möller, Dänemarks neuer liberalkonservativer Außenminister, ist einer der regesten Publizisten des Landes. Beginnend mit der Essaysammlung „Standpunkte im Konservatismus“ schrieb oder edierte er seit 1968 insgesamt 27 Bücher zu literaturhistorischen und politisch-philosophischen Themen.

Kurz vor den Wahlen am 20. November 2001 erschien als sein 28. Buch eine Biographie des Pfarrers, Dramatikers und Nationalheros des dänischen Widerstandes während des Zweiten Weltkrieges, Kaj Munk, die sich inzwischen zu einem Bestseller auf dem dänischen Buchmarkt entwickelt hat.

Kaj Munk wurde 1898 in Maribo auf der Insel Lolland geboren, studierte Theologie in Kopenhagen und amtierte seit 1924 als Pfarrer im westjütländischen Vederso. Seit frühester Jugend literarisch aktiv, setzte er diese Tätigkeit als Pfarrer fort, reüssierte nach etlichen Fehlschlägen 1931 als Dramatiker und zählte bald zu den anerkanntesten Publizisten Dänemarks. Sein Denken war von Grundtvigs Ideal einer nationalen Gemeinschaft auf christlicher Grundlage bestimmt. In den dreißiger Jahren kam auch Bewunderung für die Durchsetzungskraft des Dritten Reiches hinzu, dessen „nationalen Heroismus“ er sich für Dänemark wünschte.

Die deutsche Besetzung seiner Heimat wirkte auf Munk wie ein Schock. Daß sich Dänemark am 9. April 1940 ohne Kampf ergab, war für ihn eine „unheroische Art als Nation zu verschwinden“. Er wurde im Laufe des Krieges unter dem Eindruck der deutschen Fremdherrschaft zu einem der geistigen Exponenten des nationalen Widerstandes. Die Folge seiner dänisch-patriotischen Haltung war, daß ihn ein SS-Kommando Anfang Januar 1944 in seinem Pfarrhaus in Vederso verhaftete und kurz darauf in einem nahegelegenen Wald erschoß. Diese verbrecherische Tat schuf mit Kaj Munk den benötigten Märtyrer für den dänischen Widerstand und führte ihm weitaus mehr Anhänger zu als dieser es zuvor als lebender patriotischer Agitator gegen die Besatzer vermocht hätte. 

Per Stig Möller: Kaj Munk. Gyldendal, Kopenhagen 2001, 568 Seiten, gebunden, 198 DK


 
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