© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    10/02 01. März 2002

 
Frisch gepresst

Tschechoslowakei. Im Februar 1996 fand im slowakischen Preßburg eine Konferenz der deutsch-tschechisch-slowakischen Historikerkommission statt, bei der die Beziehungen dieser Völker zum Zeitpunkt des Ersten Weltkrieges und ihre Auswirkungen auf die Gründung der Tschechoslowakei 1918 behandelt wurden. Nun wurde von dem Bochumer Historiker Hans Mommsen die Aufsatzsammlung herausgegeben, die nach den umstrittenen Äußerungen des tschechischen Außenministers Milos Zeman zur Haltung der Sudetendeutschen aktuelle Brisanz besitzt. Dabei schätzt er die tschechische Politik Masaryks als vergebene Chance ein, schon frühzeitig zu einer Verständigung zwischen den drei Nationen zu gelangen. Einige der Beiträger, zum Beispiel der Kieler Osteuropahistoriker Rudolf Jaworski, sprechen den Deutschen jedoch eher die Rolle eines naturgegebenen nationalistischen Fremdkörpers in Böhmens Hain und Flur zu, dessen Existenz in die Vertreibungen nach 1945 münden mußte (Der erste Weltkrieg und die Beziehungen zwischen Tschechen, Slowaken und Deutschen. Klartext Verlag, Essen 2001, 330 Seiten, 19,90 Euro).

Reemtsma. Mittlerweile weiß jeder, daß die Vorfahren des Hobby-Historikers und Zigarettenerben Jan Philipp Reemtsma vor 1945 einen Zeitgeist förderten, der nichts mit der bundesdeutschen Multikulti-Religion zu tun hatte. Das Buch des vermutlich pseudonymen Verfassers Houston Writes zur etwas anderen Firmengeschichte des Hamburger SS-Mäzen und Wehrmachtslieferanten schildert so etwas wie die Skandalchronik des Hauses, um den Erben vom hohen moralischen Roß zu stoßen. Nicht hinnehmbar in dem ansonsten informativen Werk sind die unqualifiziert-dümmlichen Ausfälle gegen den Schriftsteller Arno Schmidt (1914-1979), der von Reemtsma eine Zeitlang unterstützt worden ist (Reemtsma. Von der Feldzigarette zur Anti-Wehrmachtausstellung. Bonus Verlag, Selent 2002, 319 Seiten, 20,40 Euro).

Flieger. Aus der Altersperspektive betrachtet der Pilot Friedrich Schornstein sein langes „Fliegerleben“, das er als Jagdflieger im Zweiten Krieg begründete. Schwärmerisch nimmt er die Eroberung der Lüfte noch als Privileg und besondere Möglichkeit wahr, ferne Länder zu erschließen (Leben und Erlebnis. Ein Weg aus dem 20. Jahrhundert. Gerhard Heß Verlag, Ulm 2001, 367 Seiten, 18,41 Euro).


 
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