Am vergangenen Wochenende hatte die Bielefelder Burschenschaft Normannia-Nibelungen auf ihr Haus geladen, um mit zwei prominenten Rednern über die Ausstellung „Verbrechen der Wehrmacht. Dimensionen des Vernichtungskrieges 1941-1944“ des Hamburger Instituts für Sozialforschung (HIS) zu sprechen.

Helmut Skowronek, Vorsitzender der deutsch-israelischen Gesellschaft, ehemaliger Rektor der Universität Bielefeld und Sprecher des die Ausstellung begleitenden Kuratoriums, wies die Zweifel an der Glaubwürdigkeit der „Reemtsma-Schau“ zurück. Es handele sich um renommierte Historiker, und deshalb sei an den Thesen der Ausstellung nicht zu rütteln. Für Skowronek sind die Erfahrungen von Vertreibung und Mißhandlung der Ostdeutschen der Grund dafür, daß man nach 1945 die Verbrechen der Deutschen an Russen und Polen verdrängt habe. Gleichwohl wolle die Ausstellung nicht pauschal verurteilen, was durch die differenzierte Darstellung deutlich werde. Verklage man wegen einer Verspätung die Bahn, meine man schließlich auch nicht alle einzelnen Mitarbeiter des Unternehmens.

Franz Uhle-Wettler räumte ein, daß eine so große, am Krieg beteiligte Organisation nie völlig „sauber“ bleiben könne. Der Mythos von der restlos „anständigen Wehmacht“, den man mit der Ausstellung zerstören wolle, habe, außer bei „simplen Geistern“, nie bestanden. Trotzdem sei die Anti-Wehrmachtsausstellung einseitig, denn sie lasse zum Beispiel nicht die ehemaligen Gegner zu Wort kommen. Zu einem differenzierten Urteil könne man nur gelangen, wenn auch das Verhalten der anderen Kriegsparteien berücksichtigt werde. Aussagen von Zeitzeugen und Politikern der damaligen Zeit und die Kriegsberichterstattung zeigten das Bild einer insgesamt sehr anständigen Armee.

Die Diskussion mit rund 80 Gästen - unter ihnen auch ehemalige Soldaten der Wehrmacht - wurde emotional, aber sachlich und fair geführt.