© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    10/02 01. März 2002


Blick in die Medien
Psychokrieg
Ronald Gläser

Augenärzte warnen vor fatalen optischen Täuschungen: Fehlentscheidungen im Straßenverkehr und in der Politik basieren meistens auf wahrgenommenem „Licht am Ende des Tunnels“. Der Krieg gegen die Taliban ist vorbei. Aber der Propagandakrieg beginnt gerade erst. „Büro für Strategische Einflußnahme“ heißt eine neue Abteilung des Pentagon, die im Ausland Psycho-Krieg führen soll. Schon im Golfkrieg verbreiteten die Amerikaner das Schauermärchen vom irakischen Brutkastenmord in Kuwait. Diese Geschichte hatte sich bereits im Ersten Weltkrieg bewährt, als deutschen Soldaten in Belgien derlei Verbrechen vorgeworfen wurden. Allerdings war alles frei erfunden. Als Zeugin wurde der Öffentlichkeit eine Krankenschwester präsentiert. Später stellte sich heraus, daß es sich bei der jungen Dame um die Tochter des kuwaitischen Botschafters in den USA handelte. Die ganze „Story“ wurde von einer Werbeagentur im Auftrag der US-Regierung unter Bush senior aufgetischt. Und siehe da: Es ist dieselbe Werbeagentur, die Rendon Gruppe, die jetzt über das Millionen-Dollar-Budget verfügt. Dem Pentagon ist Agitation in der Heimat untersagt. Daher ist die Propaganda auf das Ausland gerichtet. Auch in verbündeten Ländern soll die neue Abteilung tätig werden. Hackerattacken oder Falschmeldungen sollen ebenso zum Repertoire gehören wie im Wahlkampf erprobte Umfragetechniken. Und wenn AP oder Reuters erst einmal die Falschmeldung aufgegriffen hat, dann werden sie auch in die USA zurückgelangen.


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