© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    11/02 08. März 2002

 
Brutalstmögliche Aufklärer
von Steffen Königer

Konsequenter als Parteimitglieder der Union in der Bimbesaffäre um Kohl sind sie schon, die Kölner Sozialdemokraten. Als am Anfang dieser Woche der volle Umfang der Spendenpraxis bekannt wurde, trat der Ratsfraktionsvorsitzende der Domstadt am Rhein, Norbert Rüther, nicht nur von seinen Ämtern zurück und legte sein Landtagsmandat nieder, sondern gab auch gleich seinen Parteiausweis mit ab.

Dies ist wohl die einzige erfreuliche Nachricht für die Kölner Sozialdemokraten, die nun ein Müllproblem am Hacken haben. 350.000 Euro, so vermutet die Bundesschatzmeisterin der SPD, Inge Wettig-Danielmeier, darf man mindestens blechen. Bundestagspräsident Wolfgang Thierse begibt sich auch schon auf Ermittlerfährte - ihm ist endlich einmal die nötige Überparteilichkeit zu wünschen - und Kanzler Schröder meint, daß es, „so weit es um Verfehlungen geht, weiterer Aufklärung“ bedürfe. Und das aber brutalstmöglich.

Da hat die SPD nicht aus dem gelernt, was der CDU solche Schlappe in den Umfragewerten bescherte. Munter stückelte man, wie weiland in der Union, eine große Spende in den Jahren 1994 bis 1998 in handliche 20.000 Mark-Bröckchen - und schon wurde die gewinnträchtige Müllverbrennungsanlage an eine „Spenderfirma“ verscherbelt. Zwar ist das bislang alles ein paar Nummern kleiner als die vermutete und bislang unbelegte Elf-Aquitane-Affäre, wer aber so mit Steinen warf wie Schröder, Müntefering und Genossen darf sich hernach über das zerbrochene Glashaus nicht wundern.


 
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