© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    11/02 08. März 2002

 
Meldungen

Verzicht auf EU-Beitritt schädigt Wirtschaft

BRÜSSEL/WIEN. Eine Verschiebung der EU-Erweiterung ist teurer als ein planmäßiger Beitritt der Kandidatenländer. Eine aktuelle Studie des Wiener Instituts für Wirtschaftsforschung (Wifo) für Österreich zeigt, daß den EU-Erweiterungskosten von 200 Millionen Euro jährlich ein Schaden von 721 Millionen Euro für die heimische Wirtschaft gegenüber stände, falls die Erweiterung um zehn Kandidaten verschoben würde. Der Wirtschaftsforscher Fritz Breuss erstellte ein Rechenmodell über die Auswirkungen einer Verschiebung um sechs Jahre. Zusätzlich zu diesem Aufwand würden über sechs Jahre gerechnet insgesamt 8.000 Arbeitsplätze weniger allein in Österreich entstehen. Durch eine höhere Inflationsrate von 0,33 Prozent wäre das Preisniveau in sechs Jahren um zwei Prozentpunkte höher als bei einem Vollzug der Erweiterung im Jahr 2004. Der Grund für diese Kosten liegt in dem hohen Exportanteil, den die zehn Beitrittskandidaten im österreichischen Außenhandel besitzen. Seit 1990 stieg Österreichs Exportanteil in diese Länder auf 12,5 Prozent. Das habe 100.000 Arbeitsplätze zusätzlich gebracht. Trotz bereits entfallener Zölle blieben die aufwendigen Grenzformalitäten und Wartezeiten bestehen, was Kosten in Höhe von fünf Prozent des Handelswertes verursache.

 

Keine Initiative für eine EU-Mitgliedschaft

OSLO. Die norwegische Mitte-Rechts-Regierung von Premier Kjell Magne Bondevik hat letzte Woche ein Positionspapier für die künftige Europapolitik vorgelegt. Darin wird eine Fortsetzung der Mitgliedschaft im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) angekündigt, ein EU-Beitritt aber nicht in Aussicht gestellt. Für die Sicherheit soll weiterhin die Nato-Mitgliedschaft sorgen. Innerhalb Europas wolle man auf Basis des EWR-Abkommens, dem noch Island und Liechtenstein angehören, eine „aktive und realistische“ Politik führen, die die eigenen Interessen verteidigt. Die Regierung befürwortet aber die EU-Erweiterung auf 25 Länder. Der Chef der Sozialdemokraten, Thorbjörn Jagland, warnte, im Falle eines isländischen EU-Beitritts und eines schwedischen sowie britischen Euro-Beitritts würde die Situation für Norwegen „relativ dramatisch“. 1973 und 1994 hatten die Norweger in einer Volksabstimmung den EU-Beitritt abgelehnt.

 

Jeder zweite junge Pole ist ohne Arbeit

WARSCHAU. In Polen hat die Arbeitslosenquote erstmals die 18-Prozent-Marke überschritten. Nach Angaben des Statistikamtes GUS waren im Januar 3,25 Millionen Arbeitssuchende registriert. Da Frührentner und unregistrierte Arbeitslose nicht miteingerechnet werden, dürfte die tatsächliche Arbeitslosenquote weit über 20 Prozent liegen. „Die Realität ist noch schwärzer als die Analysten vorhersagten“, schrieb die Gazeta Wyborcza . 42 Prozent der Arbeitslosen sind in ländlichen Regionen registriert. 80 Prozent der Arbeitssuchenden haben keinen Anspruch auf staatliche Sozialleistungen mehr. In der Altersgruppe der 18- bis 25jährigen ist ist es besonders schlimm: hier ist fast jeder zweite auf Arbeitssuche.


 
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