© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    11/02 08. März 2002

 
Aufgebrachte Volksmassen
(JF)

Vor dem Hintergrund der V-Mann-Affäre in dem Verbotsverfahren gegen die NPD hat der Kreisverband Münster der Deutschen Kommunistsichen Partei (DKP) in einem Brief an den Präsidenten des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Heinz Fromm, ein „Angebot zur Zusammenarbeit“ unterbreitet. Wir dokumentieren das Schreiben in Auszügen:

„Sehr geehrter Herr Präsident Fromm,

wie wir den Medien entnehmen, haben Ihre Behörde sowie diverse Landesämter über Jahre hinweg Funktionäre der NPD bezahlt und gesteuert. (…) Auch der Kreisverband Münster der DKP braucht Geld: Unser Mitgliederbestand wächst fast im gleichen Maße, wie unsere politischen Aufgaben zunehmen. (…)

Wir möchten Ihnen jetzt folgendes Angebot unterbreiten: Sie finanzieren ein oder zwei Vorstandsmitglieder des Kreisverbandes Münster mit monatlich je 400 Euro. Als Gegenleistung bieten wir Ihnen an, Sie im Revolutionsfalle persönlich und rechtzeitig davon in Kenntnis zu setzen, wann die spontane Erstürmung Ihrer Behörde durch aufgebrachte Volksmassen stattfindet.

Eventuell vorher schon auftretenden Informationsbedarf Ihrerseits würden wir kulanterweise dadurch befriedigen, daß wir Ihnen hin und wieder Ausschnitte aus unserer Parteizeitung zusenden. Wir gehen schließlich davon aus, daß Zeitungslektüre ohnehin den größten Teil der Arbeit Ihrer Behörde ausmacht. Wir sind auch gerne bereit, die behördenüblichen Kommunikationswege zu nutzen und die Zeitungsausschnitte in einem toten Briefkasten zu deponieren. Das nötige Know-how dafür ist bei uns vorhanden. (…)

Wir garantieren Ihnen, daß Sie und Ihre Mitarbeiter im Falle einer Revolution genügend Zeit haben, persönliche Dinge zu packen und am jeweiligen Wohnort in aller Ruhe und streßfrei auf die Festnahme zu warten. (…) Auf jeden Fall können wir Ihnen jetzt schon zusichern, daß verhaftete Verfassungsschützer nicht in Drahtkäfigen unter freiem Himmel untergebracht werden, wie es Ihre US-Partner bevorzugen. (…)

Wir erinnern an den früheren KPD-Vorsitzenden Max Reimann, der im Parlamentarischen Rat 1949 vor der Verabschiedung des Grundgesetzes folgendes zu Protokoll gab: „Wir unterschreiben nicht! Es wird aber der Tag kommen, da wir Kommunisten dieses Grundgesetz gegen die verteidigen werden, die es angenommen haben.“ Wie Sie sehen, Herr Präsident, liegen die DKP und Ihre Behörde, was den Anspruch auf Schutz unserer Verfassung angeht, gar nicht so weit auseinander. (…) Mit kollegialen und konspirativen Grüßen“


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen