© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    12/02 15. März 2002

 
Barbara von Wnuk-Lipinski
Die Vordenkerin
von Frank Schilling

In der Rolle des wertkonserva
tiven Vordenkers möchte die frischgewählte Bundesvorsitzende des Rings Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) ihren Verband künftig sehen. Damit könnte die in Rheinland-Pfalz aufgewachsene und ostelbischem Vertriebenenadel entstammende Barbara von Wnuk-Lipinski im größten politischen Studentenverband Deutschlands eine Rückbesinnung auf dessen weltanschauliche Wurzeln bewirken.

Dieses Unterfangen will sie sowohl durch eine verstärkte ideologische Auseinandersetzung mit der PDS, als auch durch Einflußnahme des RCDS auf die Gentechnik- und Bioethikdebatte unter Beweis stellen. Vom konservativen Flügel des CDU-nahen Studentenverbandes wird die 25jährige aber auch für ihr Eintreten zugunsten des Humboldtschen Bildungsideals geschätzt.

Ihr Vorgänger Lars Kasischke, ein Vertreter der Lesben- und Schwulenunion, hat dagegen nur dann politisches Profil gezeigt, wenn es darum ging, in Anlehnung an die linke Kampagne „Kampf gegen Rechts“, Parteiausschlußverfahren gegen RCDS-Mitglieder einzuleiten, die sich als Autoren der JUNGEN FREIHEIT betätigt hatten. Das dies für eine Wiederwahl nicht genügen würde, wurde ihm am vergangenen Freitag, dem Tag der Neuwahl des RCDS-Bundesverbandes endlich klar. Angesichts der großen Unterstützung für seine Herausforderin, verzichtete Kasischke auf eine erneute Kandidatur.

Barbara von Wnuk-Lipinski bestach bereits vor ihrer Wahl, auch durch eine eigens für ihre Kandidatur erstellte Netzseite ( www.rcds2002.de ), auf der sie professionell ihre Mannschaft, ergänzt um den Passauer Jurastudenten Bence Bauer und den aus Westfalen stammenden Wahlberliner Stefan Glösenkamp, der Öffentlichkeit vorstellte. Ihr Engagement zeigt sich zudem in dem ambitionierten Ziel, innerhalb der ersten drei Monate ihrer „Regentschaft“ mindestens zwei Hochschulgruppen aus jedem Landesverband zu besuchen. Außerdem sollen die verschiedenen Gruppen durch Serviceleistungen und die Veranstaltung von Seminaren mehr Unterstützung bei ihrer politischen Arbeit erhalten.

Bisher war die Neugewählte nur durch verschiedene studentische Aktivitäten an ihrem Studienort Trier aufgefallen. Seit dem März 2001 beschäftigt sie sich jedoch auch als Mitglied im Politischen Beirat des RCDS-Bundesverbandes mit Grundsatzfragen. Die Wahl ihrer Studienfächer - Germanistik, Theologie und Philosophie - wird ihr sicherlich hilfreich sein, der politischen Arbeit des RCDS mehr Tiefgang und Substanz zu verleihen. Bei verschiedenen Fernsehanstalten sammelte sie zudem bereits journalistische Erfahrung. Und im Segeln brachte es die Hobbysportlerin gar bis zur Teilnahme an EM- und WM-Ausscheidungen sowie zum Landesleitungskader. Das Ruder auch bei stürmischem Seegang fest in der Hand zu behalten, wird ihr also wohl nicht schwer fallen.


 
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