© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    13/02 22. März 2002

 
Die Rache des Marktes
von Matthias Bäkermann

Vor drei Jahren konnte sich Kanzler Schröder nach der „Rettung“ des Baukonzerns Philipp Holzmann noch als „Macher“ feiern lassen, die Bauarbeiter jubelten „ihrem Gerhard“ zu. Dabei stieß dieser dirigistische Eingriff nicht nur bei Konkurrenten aus der Bauindustrie auf Mißfallen. Mit viel Mühe konnte die Bundesregierung die berechtigte Kritik seitens der europäischen Marktwächter zum Verstummen bringen. Angesichts Tausender geretteter Arbeitsplätze wagte in der zahnlosen Opposition kaum jemand Kritik.

Die aber wäre vonnöten gewesen. Schon damals war absehbar, daß eine konjunkturelle Erholung im Bausektor eher unwahrscheinlich sein würde. Ein hochdefizitärer Betrieb wie Holzmann mit einer gewaltigen Schuldenlast (1,5 Milliarden Euro) mußte unter diesen Umständen über kurz oder lang zur Pleite verurteilt sein. Und warum sollte nicht auch ein großes Unternehmen in einem Wirtschaftszweig „über die Klinge springen“, in dem in den letzten Jahren Tausende Kleinunternehmen und Mittelständler den harten Gang zum Konkursrichter antreten mußten. Gerade Philipp Holzmanns Weg war von vielen dieser Konkurse mit Zigtausenden von Arbeitslosen gepflastert, denn die Preispolitik des Frankfurter Konzerns war branchenweit berüchtigt.

Der nun doch anstehende Bankrott der Philipp Holzmann AG oder seine Zersplitterung unter den großen Konkurrenten beweist, daß sich die Gesetze des Marktes nicht aushebeln lassen. Nun rächt sich Schröders „Heldentat“ von 1999 - rechtzeitig zum Wahlkampf werden ihm die Gläubigerbanken 10.000 arbeitslose „Holzmänner“ servieren.


 
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