© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    13/02 22. März 2002

 
Die Kirche im Dorf lassen
Denkmalschutz: Vielen Kirchen in Mitteldeutschland droht der Verfall
(idea/tha)

Vielen Kirchen in den neuen Bundesländern droht der Verfall. Der Hauptgrund für das mangelnde Geld zur Sanierung sei, daß es immer weniger Kirchensteuerzahler gebe, erklärte der Vorsitzende der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, Gottfried Kiesow, gegenüber der Leipziger Volkszeitung. Außerdem stünden viele Kirchen auf den Dörfern leer, da die Gemeinden zu klein geworden seien.

Die 1985 unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten gegründete Stiftung Denkmalschutz ist eine private Initiative zum Erhalt von Kulturdenkmälern, Bis heute konnte die Stiftung rund 2.000 Denkmäler, darunter Kirchen und Kathedralen, vor dem Verfall retten helfen.

Zwischen der Ostsee und dem Erzgebirge seien zur Zeit etwa 350 Kirchen baufallig, berichtete Oberkirchenrat Ulrich Böhme vom Landeskirchenamt der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens in Dresden. Das sind fast vier Prozent der insgesamt 9.800 Kirchen im Osten Deutschlands.

Im vergangenen Jahr wurden für den Erhalt der vom Verfall bedrohten Kirchen fast 20 Millionen Euro eingesetzt. Für den tatsächlichen baulichen Nachholbedarf und die Instandhaltung würden allein in Sachsen bis zum Jahre 2012 jährlich etwa Kosten in Höhe von 55 Millionen Euro anfallen, erklärte Böhme. Da die Kirchengemeinden diese Summen nicht annähernd selbst aufbringen könnten, plädierte er für ein stärkeres Engagement aller Bürger, damit „die Kirche im Dorf bleibt“.

Das Kirchensteueraufkommen lag nach offiziellen Angaben im Jahr 2000 bei insgesamt 8,935 Milliarden Euro. Davon entfielen auf die Evangelische Kirche 4,25 Milliarden und auf die Katholische Kirche 4,68 Milliarden Euro. Gegenüber dem Jahr davor bedeuten diese Zahlen einen leichten Anstieg. Den größten Teil ihrer Einnahmen - zwischen 60 und 70 Prozent - verwenden beide Kirchen zur Deckung ihrer Personal-, Sach- und Verwaltungskosten.

Um den Erhalt und die Pflege von Kirchenbauten wird es auch auf dem 24. Evangelischen Kirchenbautag vom 31. Oktober bis 3. November in Leipzig gehen, an dem rund 500 Architekten, Baufachleute und Denkmalschützer aus Kirchenbauverwaltungen teilnehmen werden. Die Konferenz ist Teil der Europäischen Messe für Denkmalpflege und Stadterneuerung „Denkmal 2002“. 


 
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