© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    13/02 22. März 2002


Blick in die Medien
Böhse Medien
Christian Anders

Verdutzte Gesichter und staunende Blicke erntete eine Aktion der Frankfurter Rockgruppe „Böhse Onkelz“ Ende Februar auf dem Münchner Marienplatz. Als Protest gegen „die Dämlichkeit von MTV und der deutschen Fernseh- und Medienlandschaft“ warfen rund 60 Anhänger der Hardrocker unter Anleitung des Bassisten, Stephan Weidner 150 alte Fernseher vor das Münchner Rathaus. Der Protest gegen die Konformität von Presse und Rundfunk hat bei den FrankfurternTradition - schließlich zeigten die Medien stets und mitunter ausschließlich Interesse an den frühen Jahren der Geschichte der Rockgruppe. In den Zeiten der Krawalle von Rostock-Lichtenhagen und Hoyerswerda wurde den „Böhsen Onkelz“ seitens der Politik und der Medien unterstellt, eine Art „moralische Mitverantwortung“ für die Exzesse in diesen Städten zu tragen. Das Lied „Keine Amnestie für MTV“ flimmerte gekürzt und unterlegt mit Videos von „Pop - Gruppen“ wie den „Backstreet Boys“ und „N-Sync“ bereits mehrfach über den Äther. Kritische Stimmen behaupten seit langem, die aggressive Haltung der Frankfurter gegenüber den Medien sei, seit den großen Erfolgen der Musikgruppe, nicht mehr gerechtfertigt. Es ginge den „Onkelz“ durch die Pflege alter Feindbilder nur darum, das harte Erscheinungsbild weiter zu etablieren, um die Anhänger bei Laune zu halten. Die Entwicklung der Rockgruppe zeigt aber, daß dies der richtige Weg ist, um aus dem Teufelskreis auszubrechen und die kompromißlose Medienschelte der letzten Jahre ins Leere laufen zu lassen. 


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