© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    14/02 29. März 2002


Leserbriefe

Zu: "Gesundes Verhältnis ist nötig" von Jürgen Meinberg, JF 12/02

Viel unterschlagen

Herr Meinberg redet als Bundeswehr-Verbandsfunktionär pro domo - je mehr Soldaten, desto mehr potentielle Mitglieder für seinen Verband. Er übersieht bzw. unterschlägt: 1. Der Auftrag der Bundeswehr ist derzeit völlig undefiniert, derzeitige und künftige Angriffseinsätze sind grundgesetzwidrig und können eigentlich niemandem, schon gar keinem Wehrpflichtigen, befohlen werden. 2. Daß eine Freiwilligenarmee kostenintensiver sein würde, ist eine unbewiesene Behauptung. 3. Daß unsere Soldaten ebenso motiviert sind wie die Berufssoldaten anderer Nationen und gerne in diese Einsätze gehen, wäre erfreulich, aber auch unbewiesen. Folgt man der Verbandszeitschrift des Herrn Meinberg, so wird vornehmlich über Auslandseinsätze gemeckert. Motivierend ist sicher, daß schon jeder Gefreite im Auslandseinsatz wie ein Oberst besoldet wird, was die Bundeswehr ohnehin in die Nähe einer Söldnertruppe rückt.

4. Nicht nur eine Wehrpflichtigenarmee erreicht junge Männer aller gesellschaftlichen Bereiche, sondern ebenso eine Berufsarmee, wenn sie attraktiv ist. Derzeit ist das allerdings keine von beiden. 5. Das für jede Wehr-"pflicht"-armee unabdingbare Prinzip der Dienstgerechtigkeit ist überhaupt nicht mehr gegeben. Die Masse der Wehrpflichtigen, zu denen natürlich auch Frauen zählen müßten, ist bei derzeitiger Planung militärisch nicht mehr unterzubringen. 6. Andere Befürworter der Wehrpflicht sind weniger an ihr als an ihrer Verweigerung interessiert, welche die begehrten "Zivis" produziert, die von allen möglichen privaten, karitativen und kommunalen Organisationen ausgebeutet werden.

Eberhard Koenig, Baiern

 

 

Zu: "Die SPD jubelte zu früh" von Jörg Fischer, JF 11/02

Sieg der CSU

Die Kommunalwahlen in Bayern - ein grandioser Sieg der CSU! Sie konnte mit 45,5 Prozent ihr Ergebnis um 2,4 Prozent steigern, während die SPD mit 25,2 Prozent ihr schlechtestes Ergebnis einfuhr und damit in Bayern fast zur Splitterpartei wurde. Auch die Grünen verloren 1,2 Prozent. Der Trend richtet sich also weiter gegen das Auslaufmodell Rot-Grün. Das Ergebnis in der Stadt München ist atypisch und keineswegs repräsentativ für die bayerische Bevölkerung. Mit den voreilig angesetzten Siegesfeiern jedenfalls hat sich Rot-Grün in der Öffentlichkeit ganz schön blamiert.

Herbert Gaiser, München

 

 

Zu: "Nur eine Laune aus dem Kreml?" von Franz X. Fischer, JF 11/02

Unverfrorenheiten

Diese Äußerung ist der Gipfel an Unverfrorenheit. Diese und weitere Noten der UdSSR sowie das Auftreten von deren Vertretern auf den Genfer Gipfel- und Außenministerkonferenzen der fünfziger Jahre stehen dafür, daß die UdSSR die deutsche Einheit damals nie wirklich wollte. Wie hatte doch Chruschtschow 1956 zum damaligen französischen Außenminister Pineau gesagt: "Ich ziehe vor, 20 Millionen Deutsche auf meiner Seite zu haben, als 70 Millionen gegen uns."

Jürgen Gruhle, Nauendorf

 

 

Zum Leserbrief: "Katastrophe, kein Verbrechen", JF 11/02

Keine Chance

Es wird, wie aus den entsprechenden Leserzuschriften hervorging, die Auffassung vertreten, daß der russische U-Boot-Kommandant, der die Gustloff torpedierte, kein Kriegsverbrechen begangen habe, weil das Schiff unbeleuchtet fuhr und nicht als Rot-Kreuz-Schiff gekennzeichnet gewesen ist. Man muß die Frage stellen, ob das Schiff dann (wenn es beleuchtet und als Rot-Kreuz-Schiff gekennzeichnet ausgelaufen wäre) nach Westen hätte durchkommen können. Die Antwort hierauf ist: Das Schiff hätte erst recht keine Chance gehabt, durchzukommen, denn die Russen - und am Schluß des Krieges auch die Westalliierten - haben keine Rücksicht auf das Rotkreuzzeichen genommen. Die Genfer Konvention und die Haager Landkriegsordnung waren für die Alliierten belanglos, wenn es um die Vernichtung von möglichst vielen Deutschen ging. Die Gustloff wäre dann - weithin sichtbar - schon auf den ersten Seemeilen den russischen U-Booten zum Opfer gefallen.

Man muß auch noch die Frage stellen, was mit Frauen und Kindern passiert wäre, wenn sie in ihren ostpreußischen Heimatdörfern geblieben wären. Auch hier ist die Antwort eindeutig: Sie wären von der Roten Armee umgebracht worden. Die deutsche Kriegsmarine war für die ostpreußische Bevölkerung die einzige Überlebenshoffnung und -chance. Und die Kriegsmarine hat sich durch ihren mutigen Rettungseinsatz für alle Zeiten ein Denkmal gesetzt.

Bernhard Soster, Heilbronn

 

Doch ein Verbrechen

Den Ansichten des Herrn Müller kann ich mich nicht anschließen. Die "Wilhelm Gustloff" war kein Auto, konnte also nicht abblenden, wohl aber die Positionslaternen setzen, was in diesem Falle auch geschehen ist. Ein Kriegsschiff fuhr damals in diesem Seegebiet abgedunkelt. Die Schraubengeräusche kennzeichneten es als Zivilschiff und die Silhouette des Fahrgastschiffes ließen auch den Laien die Art des Schiffes erkennen. Die Nutzung des Schiffes war bereits durch die Beobachtung des U-Bootes in Gotenhafen zu deuten. Die geringe Zahl von jungen und verletzten Marinesoldaten machte dieses Fahrzeug noch lange nicht zu einem Kriegsschiff. Deutsche Kriegsschiffe wurden damals von diesem Sowjet-U-Boot nicht angegriffen - warum? Der U-Boot-Kommandant kam schon zu spät und außerdem betrunken an Bord. Er brauchte dringend einen Erfolg, wurde aber nach der Tat von seiner Kommandantur weder gelobt noch geehrt - warum? Die Sowjets zeigten hierdurch Format.

Herbert Hilpert, Schwelm

 

 

Zu: "Der rot-grüne Irrweg" von Michael Paulwitz, JF 10/02

Irreführende Signale

Schon der Begriff "Zuwanderungsgesetz" setzt im Ausland irreführende Signale. Bei hoher Arbeitslosigkeit und Wirtschaftsflaute ist es geradezu abenteuerlich, neue Flüchtlingsgruppen anzulocken und die Verschuldung des Staates anzuheizen. Nicht die Biographie des Migranten, sondern ausschließlich seine berufliche Qualifikation und der Bedarf am Arbeitsmarkt kann für eine Einwanderung ausschlaggebend sein. Jede andere Vorgehensweise führt zur Destabilisierung unseres Staates.

Hubert Mahlmeister, München

 

Aggressiver Wahn

Seit den achtziger Jahren werden programmatisch die Renten- und Sozialkassen geplündert, das Schulwesen (Pisa-Studie) und das Gesundheitswesen zerrüttet, Kriminalität, Drogen, Fanatismus und der soziale Erbadel eingeführt und Statistiken schöngefärbt. Der aggressive, plündernde Wahn der etablierten Cliquen ist dabei zu einem schlüssigen, tabuisierten und strafrechtlich abgesicherten ideologischen System aufgebaut, das nicht durch argumentative Gegeneinwände zu entkräften ist.

Und so soll es auch weiterhin bleiben: Realität muß tabu bleiben, die paranoische, selbstreferenzielle Ideologie obsiegen, die Agonie der Vernunft bis an die Todesgrenze beschleunigt werden.

Dr. Antonin Kucera, Taunusstein/Hahn

Hintermänner

Fragen wir nach den Protagonisten, die auf eine schnelle Lösung der Zuwanderungsfrage drängen, so sind das vornehmlich die Manager und Spitzenfunktionäre der Hochtechnologie und der Industrie. Es ist aber auch ein Merkmal unserer ökonomischen Industriewelt zum Turbo-Kapitalismus.

Vergessen wird zu leicht, daß diese Wandlung zur Ellenbogen-Gesellschaft aber auch sechs Millionen Arbeitslose und eine Pisa-Studie brachte. Wem das nicht auffällt und dazu anhält, daraus die nötigen Folgerungen zu ziehen, der steht nicht in der Zeit. Ich würde ja noch glauben, daß die CDU die Zuwanderungsregelung nicht nur aus wahltaktischen Gründen ablehnt, sondern auch aus sachlichen Motiven. Denn was wollen wir? Wir wollen anderen Ländern qualifizierte Fachkräfte abwerben, um unsere Wettbewerbslage zu stärken. Das Verlangen könnte primär Länder schädigen, die diese Kräfte dringend benötigen. Diese Lösung kann nur eine Momentlösung sein, denn wir werden unsere katastrophalen, selbst gemachten Fehler selber ausbügeln müssen.

Wilhelm Lehbrink, Vogt

 

 

Zu: "Vom Zeitgeist diffamiert und geächtet" von Markus Meier, JF 10/02

Erzieher und Bewältiger

Wie nicht anders zu erwarten war, blieb in den Massenmedien eine entsprechende Würdigung dieses verdienstvollen Forschers natürlich aus. Wer so überzeugend nachweisen kann, daß Hitlers Angriff auf die Sowjetunion Stalin zuvorgekommen ist und so gründlich mit der Legende von der friedliebenden Sowjetunion aufräumt, gilt als "Revisionist" oder "Revanchist".

Die etablierten "Volkserzieher" und emsigen "Vergangenheitsbewältiger" mögen es nun einmal nicht hören, daß die Sowjetunion eine imperialistische Macht war und ebenfalls vom ersten Tage an einen brutalen Vernichtungskrieg geführt hat - nicht zuletzt gegen die eigene Bevölkerung. Es schmälert ganz gewiß nicht die wissenschaftliche Leistung Hoffmanns, daß es zahlreiche und umfangreiche Dokumentationen gibt, die vollauf die Forschungsergebnisse dieses Forschers bestätigen.

Ernst Hildebert Kratzsch, Rosengarten

 

Zum Interview "Eine Armee ist nie ohne Wurzeln" mit Ulrich de Maiziére, JF 9/02

Teure Lebenslüge

Über seinen Eintritt in die Bundeswehr hat Herr de Maiziére, wie er sagt, gründlich nachgedacht. "Darf man überhaupt wieder Soldat werden? Und wenn ja, zu welchem Zweck?" Da half ihm Luther, "der gesagt hat, der Christ stünde im Spannungsfeld von Feindes- und Nächstenliebe, er habe für seine Person Gewalt und Unrecht zu erdulden, sei aber verpflichtet, seinen Nächsten davor zu schützen".

Ob sich Luther mit Bezug auf den Militärdienst da so richtig verstanden sieht, wäre wohl erst noch genau zu prüfen. In jedem Krieg wurde und wird stets zerstört und vernichtet, was angeblich geschützt werden sollte. Das mußte schon zur Gründerzeit der Bundeswehr gerade in Deutschland jeder begriffen haben, der damals alt genug und unbestechlich war. Welcher "Nächste" hätte aus Sicht der Bundeswehr in einem Krieg, wie er damals befürchtet und auf den hin die Bundeswehr geschaffen wurde, ge- oder beschützt werden können?

Doch auch ohne Krieg hat diese erneute Aufrüstungspolitik nach dem Zweiten Weltkrieg ungeheure Werte - und damit indirekt auch Menschenleben - vernichtet! Die fast 1,5 Billionen Euro, die die Bundeswehr in den vergangenen Jahrzehnten verschlungen hat, entsprechen ziemlich genau der Summe der inzwischen aufgelaufenen Verschuldung aller öffentlichen Haushalte in Deutschland. Was hätte mit diesem Geld für die Gestaltung einer friedlichen und gerechten Zukunft nicht nur in Deutschland, sondern auch im Sinne wohlverstandener "Feindesliebe" geleistet werden können, wenn man gewollt oder gedurft hätte.

Inzwischen ist diese Bundeswehr aber auch in Kriegen mit unabsehbaren Konsequenzen, die sich hätten vermeiden lassen, wenn ein Bruchteil der dafür eingesetzten Gelder für friedliche Maßnahmen ausgegeben würde, im Einsatz.

Hermann F. Schaber, Karlsruhe

 

 

Zu: "Auf der Suche nach dem solaren Paradies" von Alexander Barti, JF 9/02

Illusion und Wirklichkeit

Wie immer - auch in diesem Titel - ist das Wort "Paradies" als Synonym für "Illusion" aufzufassen. Doch der Mensch will sich Illusionen ergeben und glaubt dabei, Herr über die Natur und ihr Gesetz zu sein. Langfristig wird aber das Naturgesetz immer Sieger bleiben und die Menschheit für ihre Fehler und Untaten in irgendeiner Weise bestrafen.

Die Energiegewinnung aus der Sonnenstrahlung ist eine solche Illusion - quantitativ wie qualitativ. Um die heutigen, exzessiven Bedürfnisse mit Solarenergie zu befriedigen, müßten wahrscheinlich beinahe alle Kontinente mit fotovoltaischen Elementen bedeckt werden. Es ist nun einmal so, daß jeder Einsatz von Energie gleichgewichtsstörend, wenn nicht gleich verseuchend wirkt, weil der Wirkungsgrad der Energieausbeute nie befriedigend sein kann in der Perspektive des stetig demographisch bedingt wachsenden Konsums.

Vorsichtige Studien der Zuverlässigkeit der von den Menschen verursachten Belastungen der Natur kommen zum Schluß, daß unsere Umwelt die Störungen und Eingriffe von höchstens drei Milliarden Menschen "verdauen" könnte. Angesichts der Weltbevölkerung von bereits über sechs Milliarden bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als den Konsum in allen Sparten zu drosseln oder die demographische Kurve umzulenken - am besten wäre es, beides gleichzeitig zu wählen. Doch dazu bräuchte es Vernunft und Weitsicht.

Ernest Meyfarth, Lonay / Schweiz

 

 

Zu: "Erst verbündet, dann entsorgt" von Franz Wesner, JF 9/02

Ethnischer Hintergrund

Wie sehr es sich bei der Vertreibung der Ungarndeutschen um eine ethnische Säuberung handelte, geht daraus hervor, daß auch Nicht-Mitglieder des "nazistischen" Volksbundes vertrieben wurden, während madjarische Nationalsozialisten nicht vertrieben wurden.

Dr. Ernst Hauler, Passau

 

Heimatlos

Aus unserem Dorf Herzegszabar/Sawer, 1.200 Einwohner (alle deutsch), wurden am 7. August 1945 alle Mitglieder des "Volksbundes der Deutschen aus Ungarn" aus ihren Häusern getrieben und konnten als Tagelöhner in Ungarn ihr Leben fristen. In die Häuser kamen "Neusiedler" aus der Bukowina Szekler/Csango. Es kamen die ersten Wahlen nach dem Krieg und die Neusiedler hatten mit der "Bauern-Partei" eine eigene Partei. An die Schwaben-Häuser malte man "Schwaben dürfen nicht die Bauern-Partei wählen". Die meisten Schwaben wählten damals auch die "Klein-Landwirte-Partei", die 73 Prozent erhielt. Man hoffte, daß die Vorsitzenden, Kovács und Tilly, dafür sorgen würden, daß die Schwaben in Ruhe gelassen werden. Leider waren es gerade diese Herren, die veranlaßten, daß am 28. April 1947 erneut die noch vorhandenen Bauern aus ihren Häusern getrieben wurden, oder als Knechte in Ungarn verbleiben konnten. Am 26. August 1947 wurden alle, die man erwischen konnte, in die DDR nach Aue ausgesiedelt. Somit war unser Dorf leer.

Es hat den Herren von der "Klein-Landwirte-Partei" kein Glück gebracht, denn Herr Tilly ist für immer verschwunden, als der Kommunist Rakosz an die Macht kam, und Herr Kovács flüchtete nach Amerika.

Josef Hermann, Dieburg

 

 

Zur Berichterstattung der JF über Amerika

Reaktion war überfällig

Die klärenden Artikel zum Thema Amerikakritik und Antiamerikanismus in der Ausgabe waren nach meiner Meinung im höchsten Maße überfällig. Was mir in den letzten Wochen fehlte, war einfach die Ausgewogenheit. Die Artikel und Interviews von de Benoist, von Bülow, Wiesberg und anderen waren ja schon in Ordnung, auch wenn ich sie inhaltlich nur bedingt teile. Nur, wo waren die Gegenmeinungen und streitigen Diskussionen, die einer offenen Publikation wie der JF ansonsten immer so gut angestanden haben? Insbesondere amerikanische Stimmen fehlten nach dem 11. September komplett.

Um es ausdrücklich zu betonen, die politische Handlungsweise der Amerikaner in Vergangenheit und Gegenwart muß kritisierbar sein. Das devote Verhalten von Schröder, Fischer, aber auch vieler Unions-Politiker ist in diesem Zusammenhang nur als peinlich zu bezeichnen. Andererseits haben wir den USA viel zu verdanken. Und viele Aktionen der Amerikaner in Europa (Ex-Jugoslawien) sind einzig und allein auf die Handlungsunfähigkeit der Europäer und insbesondere der Deutschen zurückzuführen. Am 11. September sind die USA Opfer eines schrecklichen Terrorangriffes geworden. Die ganzen diesbezüglich ausgesprochenen oder auch nur angedeuteten Verschwörungstheorien können mich nicht überzeugen. Daher ist auch die militärische Antwort der USA begründet. Über die konkrete Umsetzung in Afghanistan und eine eventuelle Ausdehnung des "Kampfes gegen den Terror" kann man dann trefflich streiten, allerdings bitte ausgewogen.

Stefan Leschniok, Münster


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen