© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    15/02 05. April 2002


Neulich im Internet
Böse Börse
Erol Stern

Eleganter Nadelstreifenanzug, Hosenträger und mit reichlich Gel gebändigte Haare: Das ist Gordon Gecko alias Michael Douglas in "Wall Street". Nachdem ich den Film das erste Mal gesehen hatte, war ich gleich zur Berliner Börse gepilgert, um mich zu erkundigen, wie man Broker wird. Die damals Anwesenden müssen sich seinerzeit köstlich über den naiven Schüler amüsiert haben! Doch seit Dezember bin ich stolzer Besitzer eines Depotkontos und zocke fleißig und mit ansehnlichem Erfolg. Einige Transaktionen laufen im Bereich "Daytrading": morgens kaufen und abends wieder abstoßen - mitunter genauso spannend wie das filmische Vorbild. Der Unterschied ist, daß ich lediglich einen handelsüblichen PC mit Internetzugang benötige (mit den 15 Minuten Zeitverzögerung kann ich leben), während man früher richtig tief in die Tasche greifen mußte, um sich teure Spezialsoftware und Echtzeitdaten zu kaufen. Die Verbreitung des Internets hat den Aktienhandel zeitweise zum Volkssport werden lassen. Plötzlich wußte jeder über dieses "Buch mit sieben Siegeln" Bescheid - oder glaubte es zumindest. Doch dann folgte die Ernüchterung. Nun ist man an der Börse wieder unter sich (mal abgesehen von Greenhorns wie mir). Einerseits schade, denn eine Domäne der eher wohlhabenden Schichten war der breiten Masse geöffnet worden und der Wirtschaft schien dies auch zu bekommen. Andererseits erntet man aber wieder Respekt und Ansehen, wenn man in schweren Zeiten von zweistelligen (monatlichen) Renditen berichten kann, meint Euer (als Held dastehender) Erol Stern


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