© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    17/02 19. April 2002

 
Kaderschmiede des Metapolitischen
Konservative Bildungseinrichtungen in Deutschland: Das Frankfurter "Institut für Staatspolitik"
Moritz Schwarz

Die Antike bot uns das besondere Schauspiel zweier Großmächte, die sich gegenseitig beherrschten. Römische Truppen hielten Griechenland besetzt, aber der griechische Geist Rom. Vom kommunistischen Vordenker Antonio Gramsci stammt die strategische Systematisierung dieser Konstellation: beherrsche geistig die Herrschenden - ein Prinzip, das "kulturelle Hegemonie" genannt wird. Dieser Methode zur Politikgestaltung sind sich nicht nur linke und liberale "Denkfabriken" bewußt, sondern seit einiger Zeit auch wieder konservative Einrichtungen.

Die sicherlich ambitionierteste darunter ist das im Mai 2000 gegründete "Institut für Staatspolitik" (IfS), das sich gezielt auf die Bildung einer konservativen Avantgarde konzentriert. Der Mitbegründer und spiritus rector des Instituts, der Historiker Karlheinz Weißmann, betont, daß der klassische deutsche Konservatismus etwas anders ist, als das, was man heute gemeinhin unter "konservativ" versteht. Nämlich weder der schlichte, inhalts- und ideenlose Antagonismus zur rot-grünen Regierungspolitik, noch das Erstarren in alten Formen. "Konservativ ist nicht ein Leben aus dem, was gestern war, sondern ein Leben aus dem, was ewig gilt", zitiert Weißmann Albrecht Erich Günther, einen der Protagonisten der Konservativen Revolution. "Die intellektuelle Rechte in Deutschland hat seit dem Abtreten der alten Generation in den achtziger Jahren ihre geistigen Leitlinien weitgehend verloren", so Weißmann. Mit seiner Denkschule will er die junge rechte Intelligenz mit dem Selbstverständnis und Selbstbewußtsein, das konservatives Denken einst in Deutschland gehabt hat, vertraut machen.

Dabei liegt der Schwerpunkt nicht auf Bildung einer rein geistigen, sondern einer klassischen Elite, also einer, die in der Lage ist, Geistigkeit auch in Führungskompetenz umzusetzen. Jährlich werden in zwei mehrtägigen Akademie-Veranstaltungen mit Jungakademikern und vier eintägigen Kolleg-Veranstaltungen mit "normalem" Publikum junge Menschen "gesammelt" und ihr Potential ausgelotet. Vielversprechende junge Leute versucht man zu binden und heranzubilden. Sie verfassen Monographien, beteiligen sich an einer Studie oder halten einen wissenschaftlichen Vortrag. Die Ergebnisse werden in der institutsnahen "Edition Antaios" publiziert. Das Institut vernetzt seine Tätigkeiten, um ein strategisches Vorgehen zu ermöglichen, an dessen Ende die Elite auch entsprechende Entscheidungspositionen in Kultur, Gesellschaft und Politik erlangen und somit mit den Eliten des linken und liberalen Spektrums gleichziehen kann.

In der Formulierung der Zielsetzung wird allerdings die Nüchternheit, mit der man seine Situation beurteilt, deutlich: Ziel ist, "Diskursfähigkeit" herzustellen und "haltbare konservative Argumente" in die aktuelle Debatte einzuschleusen. Jedoch die Diskurshegemonie zu erringen, sprich: Mehrheiten zu erzielen, um eine Entscheidung herbeizuführen, wie es Zweck jeder demokratischen Debatte ist, diesen Dienst kann das IfS noch nicht leisten.

Programm ist auch der Name des Instituts: Anders als im liberalen Verständnis, wo Politik als das Organisieren von Problemen, Kompromissen und Entscheidungen verstanden wird - also eine gesellschaftliche Betonung hat -, verweist der Terminus "Staatspolitik" auf den philosophisch-politischen Charakter des Begriffes Politik. Hier bedeutet Politik das Handeln in Verantwortung vor dem Staat. Insofern versteht das IfS seine Arbeit auch als Modernisierungsfaktor für Staat und Nation, da es mit seinen Eliten nicht nur Interessenvertreter, sondern auch Verantwortungsethiker in die Staatsorgane und das öffentliche Leben einbringt. Selbstverständlich pflegt das IfS in diesem Zusammenhang ein positives Verhältnis zur deutschen Nation, zur Nationalstaatlichkeit überhaupt. Man zielt auf die Aktivierung einer der ältesten Motivationen für die Schaffung von Gemeinschaft überhaupt, nämlich des "natürlichen Idealismus", den vor allem junge Menschen für die - überindividuelle - eigene Sache, also für ihre eigene Gemeinschaft haben. Weißmann ist vom bisherigen Erfolg überrascht: "Wir haben nicht nur einen soliden Stamm von Förderern gewinnen können, auch der bisherige Aufbau hat sich schneller vollzogen, als erwartet."

Information: Postfach 40 01 31, 12631 Berlin. Internet: www.staatspolitik.de 


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen