© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de   18/02 26. April 2002


Blick in die Medien
Dicke Eier
Ronald Gläser

Widerstand gegen die SED-Nachfolger zu leisten, ist sicher lobenswert. Der Springer Verlag begründet seine Weigerung, PDS-Anzeigen zu schalten, aber mit dem Mangel an sogenannter Verfassungskonformität. Weil die Partei vom Verfassungsschutz beobachtet würde, sei sie als Kunde unakzeptabel. Sollte die Beobachtung eingestellt werden, könne die PDS auch gerne Anzeigen schalten. Der Wahlkampf wirft seine Schatten voraus. "Skandal" nennt die PDS dieses Geschäftsgebaren. Die Genossen kommen eben mit dem Recht auf Eigentum noch immer nicht klar. Schließlich kann sich ein Unternehmer seine Kunden aussuchen. Allerdings offenbart die Begründung die geistige Armut der Springer-Führung. Sie macht eine Behördenentscheidung zur Grundlage ihrer Geschäftspolitik. Der Wahlkampf wird natürlich auch und gerade im Fernsehen ausgetragen werden. Geplant sind mehrere Rededuelle der Kanzlerkandidaten Schröder und Stoiber. Selbst die Frage, wer diese Dispute moderieren soll, wird zum Politikum. Im Gespräch sind zum Beispiel Wolf von Lojewski oder Peter Kloeppel. Eine weitere Kandidatin ist die inoffizielle Regierungssprecherin Sabine Christiansen. Diese präsentierte gerade in einem Zeitungsinterview ihre Vorzüge. Frauen seien weniger eitel, bessere "Teamarbeiter" etc. Woher kommt uns diese Phrase nur bekannt vor? Richtig: Aus einer Werbung. Daher bezieht Frau Christiansen also ihre Ideen. Vielleicht präsentiert sie uns dann in ihrer nächsten Talkshow auch "die dicksten Eier der Welt" (Mediamarkt-Werbung). 


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