© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    21/02 17. Mai 2002


Bitte warten!
von Jörg Fischer

Ob die Partei Rechtsstaatlicher Offensive von Ronald Schill zur Bundestagswahl antritt, ist noch immer nicht entschieden. Der Bundesparteitag letzten Samstag in Hamburg war beschlußunfähig: von den offiziell 5.140 Mitgliedern waren nicht die erforderlichen 25 Prozent anwesend. Ein neuer Parteitag soll alsbald Klärung schaffen. Auch wenn den Grünen in Baden-Württemberg vor einigen Wochen ein ähnliches Mißgeschick passierte, so ist dies doch ein untrügliches Zeichen, daß die Schill-Partei besser noch vier Jahre warten sollte, bis der Kraftakt Bundestagswahl in Angriff genommen wird. In Sachsen-Anhalt scheiterte die junge Protestpartei nicht nur wegen ihres unsympathischen Spitzenkandidaten Marseille an der Fünf-Prozent-Hürde. Der Partei fehlen attraktive Köpfe und eine professionelle Struktur - ein als Hamburger Innensenator gebundener Schill reicht nicht. Das ist bis zum 22. September nicht mehr zu schaffen.

Tritt die Schill-Partei doch an, dann wäre es ihr Ende: Die Union würde sofort ihren "Nichtangriffspakt" aufkündigen und die Springer-Presse würde aus allen publizistischen Rohren feuern - bei einer neuen Partei läßt sich immer was finden, zur Not tut's die "Faschismus-Keule". Die Schill-Leute sollten auf ihren Chef hören und zunächst echte Länderstrukturen aufbauen - dann finden sich auch prominente Mitstreiter. 2004 stehen die Europawahlen an - das könnte die erste große Bewährungsprobe sein. Und 2006 ist ein entzaubertes Kabinett Stoiber/Westerwelle vielleicht froh, wenn sie einen Partner fürs Weiterregieren haben - Vorbilder gibt's in Europa.


 
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