© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    21/02 17. Mai 2002

 
Zeitschriftenkritik: Tat
Bekenntnis zum Irrationalismus
Werner Olles

Der nonkonformistische und undogmatische Blätterwald dünnt bereits seit längerer Zeit mehr und mehr aus. Umso verdienstvoller ist es da, wenn gerade kleinere Zeitschriftenprojekte sich mit Mut, Geschick und Glück auf diesem Markt behaupten. Achtzehn Ausgaben sind bisher von der vierteljährlich mit einem Umfang von circa siebzig Seiten im DIN-A-5-Format erscheinenden Tat, die sich selbst als "Rundbrief" versteht, herausgekommen. Einem bestimmten politischen Standort läßt sie sich nur schwer zuordnen, dafür pendelt sie zwischen erdenschwerer Bodenhaftung und romantisierender, unergründlich ins Nirgendwo schweifender Fundamentalopposition subkulturell hin und her.

Das bedeutet jedoch keineswegs, daß hier Orientierungslosigkeit vorherrscht, aber die Zeitschrift läßt sich für nichts und von niemandem einspannen und dient vor allem keiner Organisation. Wenn man dann noch die Themen der beiden letzten Nummern betrachtet, hätte man nach herkömmlicher Manier die Schublade "undogmatisch-rechts" aufzuziehen, aber irgendwie sind die meisten Texte doch zu konfus und lassen sich nur sehr schwer auf eine bestimmte politische Richtung festlegen. Dabei ist die Konfusion wohl die wichtigste Stilfigur der Zeitschrift, alles übrige kann man ruhigen Gewissens unter die Rubriken Polemik, Ästhetik und Spiel einreihen. An die Stelle von Ideologien rücken reale Seinsaussagen, deren innerer Rang jedoch keineswegs zu unterschätzen ist.

Einer Programmerklärung am nächsten kommt noch die Bestimmtheit, mit der man sich - zumindest zwischen den Zeilen - zum Irrationalismus bekennt. Das literarisch beste in der Tat sind hingegen einige Kurzgeschichten, die man als wahre Miniaturen über die Einsamkeit des Menschen und das gegenseitige Unverständnis der Geschlechter verstehen darf, so beispielsweise in der Ausgabe 17 ein kleiner, aber sehr schöner Text über "(Sexuelle) Selbstbestimmung", der mehr zur Verteidigung des Ewigweiblichen beiträgt, als die meisten Deklarationen eines akademisch verbrämten frauenfeindlichen Neo-Feminismus. Stärker in die modisch antichristliche und neuheidnische Richtung zielt dagegen die Kurzerzählung "Das Kreuz" (Nr. 18).

Einen breiten Teil der Hefte nehmen ausführliche Musikkritiken ein, wobei zum größten Teil Werke aus der Neo-Folk-Szene kompetent besprochen werden. Jenseits einer längst abgestandenen und bröckelnden Kulisse postmodern glitzernder Pluralität verspricht die Tat, die sich wechselweise von Ausgabe zu Ausgabe pfiffig als "Blätter für hehres Wolln und edles Tun", "Stimme des magischen Realismus", "Rundbrief Abendländisches Journal" oder "Stimme des Kommunalismus" bezeichnet, kurzweilige Leseunterhaltung für alle, die das Aufräumen im eigenen Kopf nicht selbsternannten Wächtern der unseligen politischen Korrektheit überlassen wollen.

Anschrift: Postfach 11 06 42, 06020 Halle an der Saale. Einzelheft: 1,50 Euro. Internet: www.die-tat.de 


 
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