© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    22/02 24. Mai 2002

 
Besser Energiesparen
Braunkohle: Verfeuerung ist klimaschädlich
Volker Kempf

Die inländische Braunkohleförderung ist im letzten Jahr um vier Prozent auf 175 Millionen Tonnen gestiegen. Dies teilte auf dem jüngsten Braunkohletag 2002 in Bonn der Vorstandsvorsitzende vom Deutschen Bundesverband der Braunkohle (Debriv), Berthold Bohnekamp, mit. Maßgebend für diesen Bedarfsanstieg seien die Ende 2000 in Betrieb gegangenen Braunkohlekraftwerke Lippendorf und Boxberg im Mitteldeutschen Revier sowie in der Lausitz. Für 2002 rechnet Bohnekamp mit einer weiterhin "erfreulichen Entwicklung". Die Gesamtfördermenge werde 2002 nämlich voraussichtlich um weitere zwei Prozent ansteigen. Das spreche für eine hohe Wettbewerbsfähigkeit der Braunkohle, freute sich Debriv.

Nicht erwähnt werden dabei die nur bis 2005 gesicherten Subventionen. Umschreibend ist von "politischen Sonderlasten" die Rede. Diese könnten keine Planungs- und Investitionssicherheit bringen. In den nächsten 20 Jahren sei laut Grünbuch der zuständigen EU-Kommission der Zubau von 200.000 Megawatt in der EU notwendig. Auf welchen Wachstumszahlen diese Annahmen beruhen, ließ Bohnekamp offen. In der Vergangenheit sind nämlich schon öfters Überkapazitäten etwa von Atomkraftwerken geplant worden, weil von der jeweiligen Regierung von wünschbaren Wirtschaftsdaten ausgegangen wurde, die aber in der Realität dann nach unten korrigiert werden mußten.

Bohnekamp erklärte, die Auffassung der Bundesregierung, daß die ehrgeizigen Klimaziele einer deutlichen Senkung des Kohlendioxidausstoßes hierzulande "ohne Verwerfung der Wirtschafts- und Energieversorgungsstrukturen erreicht" realisiert werden könnten. Das heißt, daß der Energieverbrauch und die Braunkohleförderung mit der Wirtschaft weiter wachsen, gleichzeitig aber der Kohlendioxidausstoß deutlich verringert werden soll. Wie das gehen soll, bleibt das Geheimnis der Braunkohlebranche und der Bundesregierung. Die Realität hingegen schafft momentan ihre eigenen Fakten, nämlich deutlich abflachende Wirtschafts­wachstumskurven, was für mehr Klimaschutz, aber nur gering wachsende Energiebedürfnisse spricht.

Klimapolitisch hat die Braunkohlebranche in der Vergangenheit mit Filtertechniken versucht, Boden gut zu machen, was ihr jetzt aber gegen den Kohlendioxidausstoß nichts bringt. Hier sind Alternativenergien im Vorteil, deren Kapazitäten aber gering sind. Der Vorteil der Braunkohle liegt auch weniger im Umweltschutz, als vielmehr bei der Versorgungsstabilität. Denn andere fossile Energieträger wie Öl und Gas sind nur in Abhängigkeit zu teilweise politisch instabilen Ländern nutzbar.


 
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