© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de   22/02 24. Mai 2002


Blick in die Medien
Kalte Schulter
Ronald Gläser

Schadenfreude ist die schönste Freude, sagt man. Da kommentiert die Netzeitung das neue Vertriebskonzept des Springer-Verlags. Dieser wirbt jetzt mit Rabattmarken, zum Beispiel in der Bild am Sonntag. Wie einfallsreich! Ende April berichtete die Welt von den "betriebsbedingten Kündigungen" bei der FAZ. Betroffen ist die achtseitige englischsprachige Ausgabe "FAZ english edition". Ein ambitioniertes Projekt sei gescheitert, heißt es. Dabei war das Konzentrat an FAZ-Artikeln nur eine kleine Beilage in der International Herald Tribune, die in einer Auflage von 30.000 Exemplaren erschien. Im Hause Springer hat man vor zwei Jahren ähnlich fortschrittliche Produkte entwickelt. Der kleine Berlinteil und andere Ressorts der Welt erschienen monatelang mit englischsprachigen Sonderseiten. Euphemistisch wurde der Lokalteil als "The New Berlin" deklariert. Das neue Berlin zeigte der Unterwerfung unter die sprachliche Globalisierung aber die kalte Schulter. Sang- und klanglos verschwanden die englischen Beiträge. Intern waren sie ohnehin nur als Beschäftigungstherapie für US-Praktikanten angesehen worden. US-Praktikanten rufen sofort eine Assoziation mit ihm hervor: Bill Clinton. Der Ex-Präsident steigt jetzt ins Mediengeschäft ein. Er soll angeblich für fünfzig Millionen Dollar eine NBC-Talkshow leiten. In Deutschland könnte er Bärbel Schäfer ersetzen, die dem Geschäft nach Jahren den Rücken kehrt. Clinton könnte ihre Sendung weiterführen. Auch er käme mit maximal zehn Themen rund um das Thema Sex jahrelang aus.


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