© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    24/02 07. Juni 2002

 
UMWELT
Mit kühlem Kopf ins Badevergnügen
Volker Kempf

Die Badesaison ist eröffnet. Da fragt es sich nur, wie gut das Badewasser ist. Aus dem Ende Mai in Brüssel veröffentlichten Badegewässerbericht 2001 geht hervor, daß in Deutschland 93,6 Prozent aller Binnenseen und Flüsse ohne Angst vor Infektionen genutzt werden können - EU-weit sind es 93,0 Prozent. In den Ballungsräumen macht der Hundekot dem Wasser zu schaffen. Auf dem Land fahren hingegen einige Bauern noch immer zu leichtfertig Gülle aus, die rein quantitativ den Kot der Schoßhündchen übertrifft. So sind es dann auch gerade Tageszeitungen im ländlichen Raum, etwa die Schwäbische Zeitung, die Warnungen in ihre Überschriften packen. Andere hingegen jubeln wie der Kölner Stadt-Anzeiger: "Gute Nachrichten für Wasserraten in Nordrhein-Westfalen". Insgesamt sei in den letzten zehn Jahren die Güte des Oberflächenwassers hierzulande aber auf jeden Fall besser geworden, erklärte Juan Lopez-Pola vom Umweltbundesamt gegenüber ebengenannter Zeitung.

Hatten Umweltexperten in den 1970er Jahren noch über die Gewässergüte geklagt, so hat sich hier also doch einiges getan. Wer in Klassikern der Umweltliteratur stöbert, erfährt dann auch, daß genau im Bereich Oberflächenwasser der technologische Umweltschutz besonders erfolgversprechend zu sein schien, während in anderen Bereichen allein grundlegende politische Weichenstellungen eine schleichende Verschlechterung der ökologischen Schreckensbilanzen hätten verhindern könne. Daß genau das aber nicht vollzogen wurde, ist ein anderes Thema und soll hier nicht den Badespaß verderben. Es ist schließlich eine Erholung vom Ernst, bisweilen ins kühle Naß zu springen. Da mag Philosophie das Ernsteste auf der Welt sein, aber so ernst dann auch wieder nicht.


 
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