Wenn man gefragt wird, was ein kultivierter Mensch für Attribute hat, beziehungsweise haben sollte, wird man sicherlich die Fähigkeit zur sachlichen, unaufgeregten Diskussion nennen können. Trotz aller Verherrlichung der Leidenschaften und des Apellierens an den Bauch. Wir sollen "aus dem Bauch heraus" leben, fordern unzählige Ratgeber - bloß nicht "verkopft" sein, warnt uns ein anderes Modewort.

Demnach geht es zur Zeit ziemlich "unkultiviert" zu bei unseren Redaktionssitzungen; die unsäglichen Leidenschaften brodeln immer wieder auf, sogar mehrmals in einer Besprechung. Egal, welches Thema angesprochen wird. Das ist bedenklich. Weil wir bei der JF besonders stolz sind auf einen abgeklärten Umgang mit unangenehmen Themen. Ja, "die anderen" schreien und zetern immer gleich los und führen sich auf, als wären sie mit Vollgas durch ihre Kinderstube gefahren - wer's glaubt ...

Warum nun auch einige Kollegen (man selbst ist ja grundsätzlich unschuldig) vom Zeter- und Grummelvirus befallen sind, ist schwer zu ermitteln. Vielleicht ist es der förmlich heranstürzende Sommer - die verheißungsvolle Sommerpause - der uns elektrisiert; oder atmosphärische Störungen oder ein Sendemast für "bewegliche Fernrufgeräte" (BFG). Alles möglich. Alexander Barti